Augenblicke der Kletterhistorie im Elbsandstein


8. Juni 2025

Richard Fritsch in SA-Uniform, Foto: Rudolf Kobach, 1934
Richard Fritsch in SA-Uniform, Foto: Rudolf Kobach, 1934

 

Wie der Fritschfels zu seinem Namen kam

 

Richard Fritsch (1889-1963) ist der Namensgeber des auf dem Pfaffenstein befindlichen Klettergipfels "Fritschfels". Hier auf dem Foto scheint er stolz seine SA-Uniform mit angestecktem NSDAP-Parteiabzeichen zu präsentieren. Aufgenommen hat das Foto Rudolf Kobach am 20. April 1934. Ob diese zufällig des Führers Geburtstag entstanden ist, oder es eine entsprechende Veranstaltung gab, lässt sich dem Foto oder den Aufzeichnungen des Lichtbildners nicht entnehmen. Übernhaupt hatten sowohl der Fotograf als auch die auf seinen Bildern zu sehenden Kletterer eine gewisse Freude, Nationalsozialismus "zu spielen". So finden sich in Kobachs Bildarchiv aus den ersten Jahren der Naziherrschaft eine ganze Reihe von Fotos, die Aufmärsche des SA-Bergsteigertums oder Kletterer mit an die Joppe gesteckten Parteiabzeichen zeigen. In späteren Jahren hat Rudolf Kobach derartige Motive nicht mehr aufgenommen.

 

Richard Fritsch war ebenso wie Rudolph Kobach Mitglied im Kletterklub Gamsspitzer 07.


8. Juni 2025

Osterturmkapelle, Fotopostkarte von Otto Fleischmann um 1930
Osterturmkapelle, Fotopostkarte von Otto Fleischmann um 1930

 

In den Eingeweiden der Schrammsteine

 

Die Osterturmkapelle ist eine Felsformation, welche sich nur durch leichte Kletterei erreichen lässt. Im Kletterführer von 1908 steht dazu: 

Vom westlichsten Punkte des Dreifingerturms ausgehend unter den Wänden der Schrammtürme nur wenige Schritte nach rechts (Südwesten) hin. Man gelangt sogleich in einen einspringenden Felswinkel. In dessen innerer Ecke in eine kleine Höhlung hinab, von der aus man einen breiten Gang nach Südwesten verfolgt. So gelangt man zu einer schönen Grotte (der sogenannten "Osterturmkapelle") die durch ein Felstor hindurch einen prächtigen Ausblick nach Nordwesten zu bietet.

 

Otto Fleischmann hat hier den Aufnahmestandort seines Fotos geschickt gewählt, so dass man glaubt, die abgebildete Person stehe tatsächlich in einer großen Höhle. Es handelt sich aber eher um eine breite nach oben offene Kluft zu der mehrere Kaminsysteme führen. 


1. Juni 2025

Abzeichen "Treffen Junger Bergsteiger" von 1975
Abzeichen "Treffen Junger Bergsteiger" von 1975

 

Fackelmarsch durch Hohnstein

 

Es ist der Abend des 10. Mai 1975. Ein kurzes Gewitter beendet die Schwüle des Maientages, die Organisatoren des Treffens "Junger Bergsteiger der DDR" ziehen die Schlechtwettervariante aus dem Schubfach, um die Eröffnungsveranstaltung im Saal der Jugendburg "Ernst Thälmann" in Hohnstein durchzuführen.

 

Aber noch ehe die Entscheidung darüber getroffen wird, verziehen sich die Wolken. Es fängt an zu dunkeln, als sich 147 junge Bergsteiger zwischen 10 und 16 Jahren mit ihren 56 Betreuern und Übungsleitern, unter ihnen 2 komplette Mannschaften aus der benachbarten CSSR, zum Fackelzug durch das kleine Städtchen im Kreis Sebnitz versammeln.

 

Es ist ein faszinierendes Bild, wenn man von der Burgmauer aus sieht, wie sich die lange Lichterschlange - voran die Blaskapelle des Ortes - durch die Straßen bewegt. Angekommen am Marktplatz wird vor dem Ehrenmahl der Opfer des Faschismus Aufstellung genommen. Zur Eröffnung sprechen Vertreter des Rates der Stadt, der Präsident der DWBO, Rolf Schille, sowie der Parteiveteran Prof. Max Seydewitz ...

 

aus "Der Tourist", Heft 5/75


25. Mai 2025

Kletterer am Zwerg, Postkarte um 1910
Kletterer am Zwerg, Postkarte um 1910

 

Der Zwerg von Schmilka

Unsere Altvorderen sind an allem rumgekrabbelt, was am Wegesrand stand. So auch auf den Zwerg im Schmilkaer Felsrevier, der am oberen Ende der Heiligen Stiege steht. Der Gipfel fand sogar Erwähnung im Kletterführer von 1923 unter der Rubrik "Hierüber". Unter dieser Rubrik haben die Kletterführerautoren kleine unbedeutende Gipfel ohne genauere Beschreibung am Ende des jeweiligen Klettergebietes aufgezählt. Heute ist der Zwerg nur ein Felspfeiler und Teil vom Rauschensteiner Turm. Dieser wiederum wurde in der Kletterführerausgabe von 1965 "Drei Zwerge" genannt.

Auf der Rückseite der Karte findet sich keine Verlagssignatur, sondern nur das Kürzel W. H. D. 10746. Kletterpostkarten vom Zwerg erschienen aber auch bei einer Reihe anderer Verlage. So bei Krille & Martin oder der Graphischen Kunstanstalt Trau & Schwab, zwei in Dresden beheimateten Unternehmen.


18. Mai 2025

Leichtmetall-Karabiner, um 1960
Leichtmetall-Karabiner, um 1960

 

Aluminiumkarabiner

Der französische Alpinist Pierre Allain (1904–2000) ging nicht nur als Bergsteiger sondern auch als "Erfinder" in die Geschichtsbücher ein. So entwickelte er Mitte der 1930-er Jahre einen eng am Fuß anliegenden Kletterschuh mit profilloser Gummisohle, so wir ihn, ein wenig modifiziert, heute noch verwenden.

Aber auch Karabiner aus einer Aluminiumlegierung basieren auf seiner Entwicklung. Diese Leichtmetallkarabiner soll er bereits um 1939 entworfen haben, im größeren Umfang wurden sie jedoch offensichtlich erst zum Ende der 1950-er Jahren produziert. Bis dahin nutzten die Kletterer die deutlich schwereren Stahlkarabiner.

Der hier gezeigte Karabiner scheint aus einer der frühen Serien zu stammen. Denn obwohl das Problem mangelnder Bruchlast auf Grund einer fehlenden Verzahnung des Schnappers mit dem Karabinerschenkel bereits von Stahlkarabinern bekannt war, fehlt diese Verzahnung dem Karabiner. Ebenso finden sich auf ihm noch nicht die später üblichen Bruchlastangaben.


11. Mai 2025

Überm Elbtal, Foto: Walter Wetzel, 1930
Überm Elbtal, Foto: Walter Wetzel, 1930

 

Blühende Landschaften

Dieses Foto von Walter Wetzel entstand laut Beschriftung am 3. Mai 1930 und zeigt den "Blick auf Königstein". Auf der anderen Elbseite blicken wir auf die Südseite vom Lilienstein. Obwohl laut Kletterführer die Südschlucht am Liliensteinmassiv bereits am 24. Juni 1906 von Georg Habicht durchstiegen wurde und am 14. September des selben Jahres Richard Pötzsch die Erstbesteigung der Liliensteinnadel gelang, war dieser Tafelberg 1930 keines der herausragenden Kletterziele.

 

Ganz anders der Pfaffenstein, zu dem die beiden auf dem Foto abgebildeten Personen vielleicht unterwegs waren. Denn an dessen Südostecke thront die Barbarine, dazumal der "Modegipfel" des Elbsandsteingebirges. Als erster Klettergipfel am Pfaffenstein wurde der Nordturm bestiegen. Dies gelang Oscar Schuster bereits um das Jahr 1900.

Die Abgebildeten tragen die typische "Outdoorkleidung" jener Jahre. Kurze-, beziehungsweise Lederhose, Kniestrümpfe, Hemd und aus heutiger Sicht unförmige Rucksäcke aus derbem Leinenstoff mit Lederriemen, damals "Himbeeren" genannt.


4. Mai 2025

Kletterer im Alten Weg am Chinesischen Turm, privates Foto
Kletterer im Alten Weg am Chinesischen Turm, privates Foto

 

Besuch beim Chinesen

Diese Fotopostkarte schickte Hans Heilmaier mit Poststempel vom 21.9.26 an eine Fam. Paul Ruttloff nach Chemnitz. Vermutlich ist er selbst der Kletterer, welcher gerade die ersten Meter des Alten Weges am Chinesischen Turm bewältigt.

In der Zeitschrift "Der Fahrtgesell" Heft 18 und 19 von 1926 berichtet Rudolf Fehrmann über die Erstbesteigung des Chinesischen Turmes im Jahr 1904:

Immer wieder kehrten die Gedanken zu unserem Chinesischen Turm zurück; in die lachende Freude über den Sieg mischte sich ein leises Bedauern, daß nun ein schönes Problem weniger vorhanden war, und daß es keine Möglichkeit gab, alles noch einmal so zu durchleben, wie es gerade gewesen war. Oft und oft noch habe ich auf diesem Turme gestanden, mit Nagelschuh und Rucksack sind wir an ihm emporgestiegen und wieder zurück, man spricht heute nicht mehr von Schwierigkeiten, wenn man seinen Namen nennt, und doch hat er seine Mission in der Entwicklung unseres Klettersportes gehabt: es war die erste reine, strenge Wandkletterei, an ihm ist eine große Strecke des "moralischen Weges" zurückgelegt worden, an ihm sind die Vorurteile der breiten Menge der Bergfahrer zuschanden geworden, die da meinten, solche Wände seien dem kämpfenden Menschen verschlossen. Um die letzte Technik des Steigens zu beherrschen, bedarf es für viele kaum eines Jahres, um den "moralischen Weg" zurückzulegen von den ersten tastenden Versuchen der Männer wie Ufer, Beck und Hartmann bis zu den Wagnissen unserer Tage, dazu waren Jahrzehnte nötig. Als ein Wegweiser auf dieser Bahn ragt der Chinesische Turm.


27. April 2025

Postkarte, Einladung zur Ausstellung von Hanns Herzing, 1942
Postkarte, Einladung zur Ausstellung von Hanns Herzing, 1942

 

Das ist das Matterhorn!

Hanns Herzing (1890–1971) war in der Mitte des 20. Jahrhunderts der angesagte Maler in der Dresdner Bergsteigerszene. Er hatte offensichtlich einen entsprechenden Geschäftssinn seine Werke an den Mann zu bringen: So veranstaltete er ab 1923 regelmäßig Ausstellungen in seinen Atelierräumen. Dazu lud er gut betuchte Dresdner per Postkarte ein. Die hier gezeigte Karte mit Poststempel vom 13.11.42 ging an Herrn Dr. med. F. Wilfert u. Frau, Blasewitz, Emser Allee 10. Dem Adressbuch des Jahres 1942 ist zu entnehmen, dass Dr. med. Fritz Wilfert Facharzt für Chirurgie war. Im Jahr 1949 wurde die Emser Allee aus Anlass des 200. Geburtstages von Johann Wolfgang von Goethe in Goetheallee umbenannt.

Meine Großeltern hatten gleich drei der Ölschinken, wie wir Enkelkinder die Gemälde von Hanns Herzing seinerzeit reichlich despektierlich nannten, in ihrem Wohnzimmer hängen – Alpenlandschaften in düsterer Atmosphäre. Wenn wir fragten, was auf den Bildern denn eigentlich zu sehen sei, dann zeigte Oma auf einen grauschwarzen Farbklecks, der hinter einer großen dunkelgrünen Fläche aufragte und erklärte ganz verzückt: "Das ist das Matterhorn!"


20. April 2025

Fotopostkarte, Wander- und Kletter-Klub Falkenhorst 1915
Fotopostkarte, Wander- und Kletter-Klub Falkenhorst 1915

 

Falkenhorst

Auf der Rückseite dieses Fotos findet sich nur ein Stempel: Wander- u. Kletter-Klub Falkenhorst 1915, Dobritz-Dresden.

Weiterführende Informationen sind nicht vorhanden. Der Kleidung der abgebildeten Personen nach könnte es sich um das Foto eines Klubausflugs in den 1920-er Jahren handeln. Das doch sehr markant aussehende Bauwerk im Bildhintergrund konnte ich mit der digitalen Bildsuche im Internet nicht zuordnen. Auch der analoge Bildvergleich mit Aufnahmen aus dem Buch "Das alte Dresden" von Fritz Löffler und älteren Reiseführern von der Dresdner Umgebung blieb erfolglos.

Die Brüder Kurt und Rudolf Aehlig (Aehligwege am Kleinen Halben, Wilder Zinne und Lolaturm) waren von 1917 bis 1922 Mitglieder bei Falkenhorst 15.

Neben dem Wander- und Kletterklub Falkenhorst 1915 gab es noch einen Touristenklub Falkenhorst 1908, der hier im Eintrag vom 24. September 2023 erwähnt wurde.

 

Ergänzung (Mai 2025): Dank der Schwarmintelligenz konnte der Aufnahmestandort des Fotos ermittelt werden. Die Personengruppe wurde am Tharandter Schloss fotografiert.


13. April 2025

Postkarte vom Hauptausschuß des D. u. Ö. A.-V. an die Sektion Waldheim von 1917
Postkarte vom Hauptausschuß des D. u. Ö. A.-V. an die Sektion Waldheim von 1917

 

Rechtsanwalt, Notar und Sektionsvorstand

Die Sektion Waldheim ist eine von einst vielen sächsischen Alpenvereinssektionen, über die heute kaum Informationen erhalten sind. Im Internet findet sich aber dann doch der eine oder andere Hinweis.

Gegründet wurde die Sektion am 11.11.1911 abends um 11.11 Uhr. Im Gründungsjahr zählte die Sektion 67 Mitglieder. Zum 1. Vorsitzenden ernannte man den Bürgermeister Max Vogt. Friedrich Carl Hugo Huth wurde zweiter Vorsitzender. Bereits im Jahr darauf übernahm Huth den Vorsitz der Sektion und übte dieses Amt bis 1923 aus. Danach war er Ehrenvorsitzender der Waldheimer Sektion und 1926 bekam er zudem das Ehrenvereinszeichen für 25-jährige Sektionszugehörigkeit.

In einem Zeitungsartikel vom 20. November 1932 wird Hugo Huth zu dessen 80. Geburtstag gratuliert. Weiter ist dort zu lesen, dass er immer noch in seiner seit nunmehr 50 Jahren bestehenden Kanzlei als Rechtsanwalt und Notar tätig ist.


6. April 2025

Kletterer an der Bloßstock-Westwand, Foto: Lothar Wetzel
Kletterer an der Bloßstock-Westwand, Foto: Lothar Wetzel

 

Veteranen erinnern sich

Unter dieser Überschrift findet sich im "Tourist" Heft 10/1967 eine Geschichte zur Erstbegehung der Bloßstock-Westwand. Paul Süßmilch schreibt:

Das Frühjahr 1916 ließ sich frühzeitig mit günstigem Kletterwetter an. Bereits der letzte Januarsonntag fand uns bei schwieriger Kletterei. So wurde der Angriff für Mitte März beschlossen. Nach der bisher so vorsichtigen Taktik Rudolf Klemms mag das auffallend früh erscheinen. Aber es blieb uns keine andere Wahl. Eine höhere Gewalt griff ein: das Bezirkskommando mit den Gestellungsbefehlen für unseren Jahrgang 1897. Wagen oder Verzichten! Verzichten, das kam überhaupt nicht in Frage. Und noch etwas drängte zur raschen Tat. Mani Strubich geisterte auffallend in der Gegend umher. Sollte er etwa auch? Mani Strubich war schließlich nicht irgendwer. "Unsere Westwand!" – Kurze Zeit später erzählte ich ihm bei einer Gipfelrast, welche Sorgen er uns bereitet hatte. Er sagte gar nichts. Nur ein leichtes Lächeln lag auf seinem Gesicht. Und ein Schimmer von Belustigung. Einige Wochen darauf wußten wir's: Die benachbarte Kreuzturm-Nordwand hatte er auf dem Kieker gehabt.

Bloßstock-Westwand VIIb (VIIc); Rudolf Klemm, Paul Süßmilch, Bernhard Klemm, 19. März 1916

 

Rudolf Klemm überlebte das Kriegsjahr 1916 nicht, er starb im November in Serbien.


30. März 2025

Berghütte "Zum Guten Bier", Postelwitz, Photowerkstatt Dr. A. Weyhmann, Königstein, um 1970
Berghütte "Zum Guten Bier", Postelwitz, Photowerkstatt Dr. A. Weyhmann, Königstein, um 1970

 

Gutes Bier

Im Lexikon "Die Sächsische Schweiz von A bis Z" von Werner Rump finden sich folgende Informationen zur Berghütte "Zum Guten Bier":

Eine frühere Bergsteigergaststätte in den Postelwitzer Steinbrüchen, unterhalb der Guten-Bier-Wände. Sie war aus einer Steinbrecherhütte entstanden. In den 1950-er Jahren bot das Gute Bier Strohlager für Touristen an. Die Hütte hatte bis 1975 einen Ausschank, dann wurde sie an die Klettertechnische Abteilung des Bezirksausschusses des Deutschen Verbandes für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf der DDR verkauft. "Gutes Bier" heißt auch das Tälchen oberhalb der Hütte.

Die Klettertechnische Abteilung (KTA) kümmerte sich um das Auswechseln alter Sicherungsringe, die Erneuerung von Abseilösen, sowie den Tausch ausgeschriebener Gipfelbücher. Nach dem politischen Zusammenbruch der DDR wurde die KTA eine Arbeitsgruppe innerhalb des Sächsischen Bergsteigerbundes.

Heute gehört die Gute-Bier-Hütte einem Verein, der sich um deren Erhalt bemüht.

Diese Fotopostkarte wurde seinerzeit zum Verkaufspreis von 0,20 Mark verkauft.


23. März 2025

Karlheinz Gonda, Hoher Torstein-Naumannhangel, Foto: Erich Gorlt, 1948
Karlheinz Gonda, Hoher Torstein-Naumannhangel, Foto: Erich Gorlt, 1948

 

Karlheinz Gonda

Vor 95 Jahren - am 27. März 1930 wurde Karlheinz Gonda geboren. Als dessen Geburtsort wird oft Dresden angegeben. Dies stimmt allerdings nicht, er stammt aus dem niederschlesischen Sprottau, welches im heutigen Polen liegt. Erst während Gondas Schulzeit zog die Familie in die sächsische Landeshauptstadt.

Das Foto der Naumannhangel erstellte Erich Gorlt. Ein Großteil des Bildbestandes dieses Kletterfotografen befindet sich heute in der Deutschen Fotothek Dresden. Einzelne Negative, von teils minderer Qualität, verschenkte Gorlt an Kletterfreunde. Wie diese Aufnahme, die vor etlichen Jahren aufwändig digital restauriert wurde.

Im Sommer 1948 notiert Gonda in seinem Bergfahrtenbuch: Der schönste Bindfadenregen. Wir, Erich Gorlt, Manfred Schmidt, Karlheinz Fischer und ich steigen zur mächtigen Nordseite des Hohen Torsteins. Wir wollen trotzt des Regens unser Vorhaben nicht aufgeben. Drüben am Falkenstein sehen wir eine bekannte Seilschaft in den Steilrinnen des Strubichweges hängen. Den Vorschlag, am Einstieg der Hangel zu unterstützen lehne ich erst ab, bin aber dann doch einverstanden um mir noch einmal die nassen schwarzen Füße auf Manfreds weißer Kletterjacke abtreten zu können. Dann rausche ich mit wuchtigen Zügen die 20 Meter lange Steilhangel hinan.


16. März 2025

Tischaufsteller der DÖAV-Sektion Meissner Hochland, vor 1938
Tischaufsteller der DÖAV-Sektion Meissner Hochland, vor 1938

 

Auf dem Stammtisch

Die Dresdner Alpenvereinssektion Meissner Hochland wurde 1906 gegründet und existierte bis zum Verbot des Alpenvereins im Jahr 1945. Bis sich für den deutschen Teil des Elbsandsteingebirges der Name "Sächsische Schweiz" etablierte, bezeichnete man diesen Landschaftsraum als Meissner Hochland. Davon leitet sich der Sektionsname ab. Heute nennt man auch die Gegend südlich von Meissen bis an die Ränder des Erzgebirges Meissner Hochland.

Den auf dem Foto abgebildeten Tischaufsteller verwendete man vermutlich im Vereinslokal als Besitzstands- oder Reservierungszeichen des Stammtisches. Oder auf Sektionsversammlungen wurde der Tisch des Vereinsvorstandes damit verziert.

Im Jahr 1940 weihte die Sektion Meissner Hochland oberhalb des Zahnsgrundes eine Hütte ein, die später unter den Namen "Kurt-Schlosser-Hütte" bekannt wurde. In der DDR diente sie dann der Nationalmannschaft Alpinistik als Stützpunkt.


9. März 2025

Seilschaft im Bloßstock-Wenzelweg, Foto: Paul Kippe, um 1915
Seilschaft im Bloßstock-Wenzelweg, Foto: Paul Kippe, um 1915

 

König der Affensteine

"Ungeheuere Felssäule, eine der gewaltigsten Felsgestalten der Sächsischen Schweiz, der nördliche Eckpfeiler des Langen Hornes (des östlichen Affensteinriffes). Allseitig freistehend, gegen Süden vom Kreuzturm durch eine tiefe und breite Scharte (Bloßstockscharte) getrennt. Den Felsleib des Bloßstocks scheidet noch von dieser Scharte eine Kluft, die nur von zwei Felsblöcken überbrückt wird. Besteigung auf allen Wegen schwer und anstrengend, aber lohnend; besonders empfohlen sei die Ueberschreitung des Turmes auf den Wegen a und c." kann man im Kletterführer von 1908 über den Bloßstock lesen. Weiter heißt es dort:

a) Alter Südweg (Wenzelweg). Schwer. Erste Begehung: Heinrich Wenzel, Robert Püschner, Fritz Gerbing am 28. Mai 1899.

Für die genaue Beschreibung des Aufstiegs benötigt der Autor dann mehr als eine Seite Platz im Kletterführer.

Der Wenzelweg ist der Weg der Erstbesteiger des Bloßstocks und einer der wenigen "Alten Wege", die heute im Kletterführer einen Eigennamen tragen.


2. März 2025

Stiftungsfest der Teufelsbrüder, privates Foto von 1928
Stiftungsfest der Teufelsbrüder, privates Foto von 1928

 

K. C. Teufelsbrüder

Hier wieder ein Foto, zu dem keine weiterführenden Informationen vorliegen. Die Teufelsbrüder waren vermutlich einer von vielen Kletterclubs, die kaum oder keine Spuren in der Geschichte zurückgelassen haben. Im Personen- und Klublexikon des Sächsischen Bergsteigerbundes wird der Klub nicht erwähnt.

Auf dem Schild steht: Zur Erinnerung an das 1. Stiftungsfest des KC Teufelsbrüder 27. 1928 XI. Was es mit dem "27. 1928 XI." auf sich hat, ist nicht ganz klar. Der 27. November 1928 war ein Dienstag. Das wäre ein ungewöhnlicher Termin für ein Stiftungsfest. Der Kleidung und dem Schuhwerk der abgebildeten Personen nach, handelt es sich hier um Kletterer und nicht um einen Kegelklub. Zudem lässt die erkennbare Architektur der Häuser und das Sandsteinmauerwerk im Bildvordergrund einen Ort in der Sächsischen Schweiz vermuten. Eine Person hält einen Teller in der Hand, eine andere ein Bierglas - dies könnte auf einen Aufnahmestandort des Fotos vor einer Gastwirtschaft schließen.


26. Februar  2025

Werner Böhm und Fritz Wiessner am Falkenstein-Südriss, Foto: Walter Hahn, 1964
Werner Böhm und Fritz Wiessner am Falkenstein-Südriss, Foto: Walter Hahn, 1964

 

125. Geburtstag von Fritz Wiessner

Am 26. Februar jährte sich zum 125. Mal der Geburtstag von Fritz Wiessner (1900–1988), dessen Wirken und Popularität weit über das heimische Elbsandsteingebirge hinausreicht. Seine bekanntesten Erstbegehungen im sächsischen Sandstein dürften der später nach ihm benannte Wießnerriss am Frienstein und der Nordriss am Großen Spitzen Horn sein. Heute beide mit dem Schwierigkeitsgrad VIIc bewertet. Aber auch in den ostböhmischen Sandsteingebieten hat er Spuren hinterlassen, so ist er der Erstbesteiger – in geteilter Führung mit Rudolf Kaden – der Wekelsdorfer Felsenkrone.

Auf dem abgebildeten Foto sichert Fritz Wiessner seinen Vorsteiger Werner Böhm am Südriss des Falkensteins. Entstanden ist die Aufnahme am 17. Mai 1964 zur Festwoche „100 Jahre Bergsteigen in Sachsen“, zu der Wiessner erstmals nach dem Krieg wieder seine alte Heimat besuchte. Der damals 74-jährige Fotograf Walter Hahn wählte bei dieser Aufnahme eine ganz ähnliche Perspektive wie 51 Jahre zuvor. Damals lichtete er Oliver Perry-Smith bei der Erstbegehung dieser Route ab. Bei den zur Festwoche entstandenen Aufnahmen handelt es sich vermutlich um die letzten Kletterfotos von Walter Hahn, der 1969 verstarb.


16. Februar  2025

Kletterer auf der Empornadel, vermutlich 1930-er Jahre
Kletterer auf der Empornadel, vermutlich 1930-er Jahre

 

Der schwierigste Gipfel von Eiland

Die Empornadel gehört zu den markantesten Felsgestalten des Eiländer Kessels. Aber auch zu den seltener bestiegenen Gipfeln. Was an den den Kletterern abgeforderten Schwierigkeitsgraden der Aufstiege, der risslastigen Art der Kletterei und der nicht optimalen Absicherbarkeit der Routen liegt.

Schaut man in den Kletterführer, wurde der Gipfel 1913 erstmals bestiegen. Es gab allerdings schon frühere Besteigungen, denn die Angaben zu den Erstbegehern enthalten den Zusatz "1. anerkannte Begehung". Ähnlich verhält es sich mit dem auf dem Foto zu sehenden Aufstieg durch die Ostseite des Gipfels. Walter Hahn fotografierte hier 1920 Ehrhardt Renger bei einem Durchstieg dieser Route. Deren erste anerkannte Begehung erfolgte jedoch erst 1935 durch Fritz Scheffler. Entsprechend wird der Weg heute Schefflerriss genannt. Der untere Teil dieses Aufstiegs lässt sich nicht mit Ufos oder Knotenschlingen absichern. Aspiranten sollten also den mittleren VIII. Schwierigkeitsgrad sicher beherrschen.

In unserem Auswahlkletterführer zur Böhmischen Schweiz haben wir natürlich auch die Empornadel beschrieben.


9. Februar  2025

Walter Wetzel auf Skiern, Foto um 1930
Walter Wetzel auf Skiern, Foto um 1930

 

Langlauf im Osterzgebirge

In einer Zeit, in der an Kletterhallen noch nicht zu denken war, mussten sich die sächsischen Felskletterer im Winter eine andere sportliche Betätigung suchen. Da bot sich der Skilanglauf förmlich an. Das Osterzgebirge, ideal für den Skilanglauf, war von der sächsischen Landeshauptstadt in etwa der gleichen Zeit zu erreichen, wie die Klettergipfel des Elbsandsteingebirges. Es gab reichlich Bus- und Eisenbahnverbindungen in die Wintersportorte.

Walter Wetzel (1901–1975), Kletterer, Bergsteiger und Skisportler, trat (laut Personenlexikon des SBB im Jahr 1941) der 1923 gegründeten Skizunft bei, einem Verein, dessen Mitglieder sowohl Bergsteiger als auch Skifahrer waren.

Dem Hobbyfotografen gelang die Erstbesteigung zweier Gipfel in der Sächsischen Schweiz. Das war 1942 der Elfiturm im Kleinen Zschand und 1949 der in den Nikolsdorfer Wänden gelegene Kiefernturm.


2. Februar  2025

Plakat der DÖAV Sektion Dresden von 1905
Plakat der DÖAV Sektion Dresden von 1905

 

Immer im Februar

Über Jahrzehnte feierten die Mitglieder der Alpenvereinssektion Dresden jeweils im Februar ihr Trachtenfest. Innerhalb der Sektion gab es einen Festausschuss, welcher für die Ausrichtung dieser und anderer Feierlichkeiten zuständig war.

Das Motto des am 3. Februar 1905 veranstalteten Trachtenfestes lautete "Grüss Gott zum Markt im Pustertal". Damals gehörte das gesamte Pustertal zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Heute verläuft die die Grenze zwischen dem zu Italien gehörenden Südtirol und dem österreichischen Osttirol durch das Pustertal, wobei der größere Teil des Alpentals zu Südtirol gehört.

Entworfen hat das Plakat der Landschaftsmaler August Friedrich Wilhelm Ulmer. Dieser wurde am 2. Juni 1874 in Marktredwitz/Oberfranken geboren und kam zum Studium an die Dresdner Kunstakademie. Anschließend lebte und arbeitete er in der sächsischen Residenz. Am 2. Juli 1905 verstarb der 31- jährige Ulmer in Dresden.


26. Januar 2025

Postkarte des Verlages Hermann Poy Dresden, vor 1912
Postkarte des Verlages Hermann Poy Dresden, vor 1912

 

Die Barbarine im Bielatal

In der Wahrnehmung der Bergsteiger endet das Bielatal für gewöhnlich spätestens am Brausenstein, dem letzten stromab gelegenen Gipfel des gleichnamigen Klettergebietes. Das Bielatal erstreckt sich jedoch über die Länge von insgesamt etwa 18 Kilometern bis zur Mündung der Biela in die Elbe in Königstein. Und obwohl der Pfaffenstein wiederum in der Nähe von Königstein steht, zählt man ihn ganz sicher nicht mehr zum Bielatal.

Von keinem Gipfel des Elbsandsteingebirges gibt es mehr verschiedene Ansichtskartenmotive mit Kletterern als von der Barbarine. Da schleichen sich natürlich auch Fehler ein. Mal wird der im Hintergrund zu sehende Tafelberg als "Lilienstein" bezeichnet, ein andermal ist das Datum der Erstbesteigung der Barbarine falsch angegeben. Oder die Barbarine wird dem Bielatal zugeordnet - wo zugegebenermaßen viele den Gesetzen der Schwerkraft trotzende Felszacken stehen.


19. Januar 2025

Kletterer am Hauptwiesenstein, Foto Walter Hahn, um 1916
Kletterer am Hauptwiesenstein, Foto Walter Hahn, um 1916

 

Sonntag oder Dienstag?

Auf dem Foto ist die Seilschaft Rudolf Klemm auf den letzten Metern zum Gipfel des Hauptwiesensteins zu sehen. Allerdings benutzen die Kletterer nicht den heute üblichen Ausstieg der Perrykante, sondern steigen über den Alten Weg nach oben.

Erstbegangen wurde die Route von Oliver Perry-Smith, Karl Ullrich und Richard Pötzsch. Im Kletterführer wird als Erstbegehungsdatum der 23. September 1913 genannt. In alten Kletterführerausgaben finden sich nur Perry-Smith und Pötzsch als Begeher. Der Name von Karl Ullrich erscheint in der Literatur zum ersten Mal im American Alpine Journal des Jahres 1964, in einem Artikel zum 80. Geburtstag von Oliver Perry-Smith. Nachfolgende Kletterführer erwähnen dann auch Karl Ullrich.

Laut der Aufzeichnungen von Karl Ullrich fand die Erstbegehung am Sonntag den 21. September 1913 statt. Das Tourenbuch der Mönchsteiner Pirna, dort war Richard Pötzsch Mitglied, nennt den 23. September als Datum der Erstbegehung. Pötzsch wiederum war nach den Niederschriften der Mönchsteiner am 21. September 1913 gemeinsam mit seiner Frau in Rathen am Talwächter klettern. Die Gipfelbücher von Hauptwiesenstein und Talwächter sind leider nicht erhalten.


12. Januar 2025

Ruppberg-Karabiner
Ruppberg-Karabiner

 

Exportware

Den Ruppberg-Karabiner mit einer Bruchlast von 3500 kp bekam man auf oder unter den DDR-Ladentischen kaum zu sehen. Gerald Krug schreibt im Buch "Leben in den Kleinen Felsen" über diesen Karabiner:

Für Sondereinsätze, wie Bergung, Rettung und Lastentransporte wurde ab 1986 noch ein spezielles Modell mit 3500 kp hergestellt. ... Zella-Mehlis lieferte fleißig in die BRD. Für unschlagbare 5,90 DM wurde er z.B. über VauDe verkauft, während vergleichbare Karabiner westlicher Hersteller zwischen 10 und 20 DM kosteten.

Dazu kleinere Korrekturen. In den mir vorliegenden VauDe-Verkaufskatalogen der Jahre 1985 bis 1987 bot man den genannten Karabiner für 11,90 DM an. Da VauDe ihn bereits im Katalog des Jahres 1985 verkaufte, kann er nicht erst ab 1986 hergestellt worden sein, da Kataloge ja üblicherweise bereits zum Ende des Vorjahres produziert und verteilt wurden.

Falls es den Ruppberg 3500 kp dann doch zufällig einmal in einem ostdeutschen Sportgeschäft gab, betrug der behördlich festgelegte Einzelhandelsverkaufspreis (EVP) 11,00 Mark.


5. Januar 2025

Alpenvereinsausweis der Sektion Starnberg von 1948
Alpenvereinsausweis der Sektion Starnberg von 1948

 

Adel im Untergang

Das heute hier gezeigte Dokument hat eigentlich nichts mit dem heimischen Bergsport zu tun, außer dass es ein Alpenvereinsausweis ist und der Name "Sachsen" darin auftaucht. Ausgestellt ist er für "Se. Kgl. Hoheit Maria von Sachsen-Meiningen". Klara Maria Herzogin von Sachsen-Meiningen wurde am 31. Mai 1895 als Gräfin von Korff geboren und verstarb am 10. Februar 1992. Ihre Tochter Regina heiratete 1951 Otto (von) Habsburg. Dieser wiederum war der letzte österreichisch-ungarische Kronprinz. Hätte es die Donaumonarchie weiter gegeben, wäre Regina also deren Kaiserin gewesen. Anders als in Deutschland verbot man klugerweise in Österreich mit dem Ende der Monarchie auch das Tragen von Adelstiteln.

Im Gegensatz zur sowjetischen Besatzungszone durften sich in den westlichen Besatzungszonen die Alpenvereinssektionen neu bilden. Diese waren anfangs eigenständige Vereine, der Deutsche Alpenverein als Dachverband wurde erst 1950 in Würzburg wiedergegründet. Mit knapp 2700 Mitgliedern gehören die Starnberger heute nicht zu den großen Alpenvereinssektionen.