26. Dezember 2021
Weihnachtspost
Im Dezember 1941 erschien die letzte Ausgabe der Mitgliederzeitschrift des Sächsischen Bergsteigerbundes "Der Sächsische Bergsteiger". Die Begründung für deren Einstellung lautete: Arbeitskräfte
und Material sind für andere kriegswichtige Zwecke freizumachen.
Um weiter Kontakt zu den zum Militärdienst eingezogenen Mitgliedern zu halten, verschickte der Sächsische Bergsteigerbund in der folgenden Zeit drei bis vier Feldpostbriefe pro Jahr. Das waren
Hefte im Format A5 in einem Umfang von 6 bis 8 Seiten mit Informationen aus dem Vereinsgeschehen.
Zu Weihnachten bekamen die Soldaten zudem einen Weihnachtsgruß. Genutzt wurden dafür Karten von Walter Hahn, einmal war es ein Wintermotiv aus dem Osterzgebirge, dann ein Kletterfoto von der
Barbarine oder ein Landschaftsbild aus dem Zschand.
19. Dezember 2021
Klettern ist gefährlich!
Neben seinen Ruhmestaten als Bergsteiger war Oliver Perry-Smith ein erfolgreicher Skisportler. So gewann er mehrere nationale Skimeisterschaften, drei Mal wurde er beispielsweise Sieger der
Sachsenmeisterschaft. Auch 1914, bei der Österreichischen Skimeisterschaft in Kitzbühel, ging der 1. Platz an ihn.
Oliver Perry-Smith heiratete 1911 Agnes Adolph, die Tochter des Wirts der im Riesengebirge gelegenen Neuen Schlesischen Baude. Insgesamt hatte das Paar vier Söhne. Diese wurden vom Vater vor den
Gefahren des Felskletterns gewarnt. Statt dessen brachte Perry-Smith ihnen den Wintersport nahe. Da die Familie seit 1930 in Lake Placid wohnte, erlebten die Kinder die dort ausgetragenen
Olympischen Winterspiele von 1932 hautnah. Vor allem der jüngste Sohn, Crosby Perry-Smith trat in die Fußstapfen seines Vaters und nahm 1952 an der Winterolympiade in Norwegen teil.
Das hier gezeigte Foto ist 1913 im Riesengebirge aufgenommen. Der mit abgebildete älteste Sohn, Oliver Perry-Smith junior, wurde in den 1940-er Jahren Opfer eines Tötungsdelikts.
12. Dezember 2021
Photoshop anno 1915
Nicht erst das Computerzeitalter bot den Fotografen die Möglichkeit, Bilder zu manipulieren: Damit der Überfall an der Lok spektakulärer wirkt, hat auf dieser Aufnahme der Fotograf Walter Hahn
die sich eigentlich überschneidenden Kaminwände wegretuschiert und so eine breite Kluft unter dem Kletterer entstehen lassen. Selbst die Äste der Kiefer sind auf Kluftbreite nicht
vorhanden.
Auf einer späteren Ansichtskarte "pixelte" der Lichtbildner, sich seiner Schummelei wohl bewusst werdend, den Kamin wieder zu. Glücklicherweise führte Walter Hahn dies vermutlich nur auf einer
Kopie des originalen Glasplattennegativs aus, denn im Bestand der Deutschen Fotothek Dresden befindet sich eine unbeschädigte Aufnahme.
5. Dezember 2021
Nachtrag zum Kletterführer
"Sehr verehrter Herr Rohleder! Ich bitte ergebenst um umgehende Eingabe Ihrer neuen Touren f. meinen Kletterführer. Insbesondere - Südweg an d. Südl. Waldtornadel - Weg am Hansenstein (?);
vielleicht von Wanderlust? (Tag, Teilnehmer, Schwierigkeit, Wegverlauf).
Mit bergsportl. Grüßen R Fehrmann."
Kletterführerautor Rudolf Fehrmann war zum Anfang des Jahres 1927 auf der Suche nach letzten Informationen zu seinem Ergänzungsband zur 1923 erschienenen 2. Auflage des Kletterführers. Dieses 70
Seiten umfassende Büchlein erschien im Frühjahr 1927. (Die erste Auflage des Kletterführers wurde 1908 veröffentlicht, einen Ergänzungsband dazu gab es 1913.)
Der Empfänger der Karte, Horst Rohleder, trat zwar als Erstbegeher – außer an der Südlichen Waldtornadel – nicht in Erscheinung, war aber ein leistungsstarker Kletterer seiner Zeit. So führte er
beispielsweise am 24. Mai 1925 die Sieberkante (48. Begehung) am Vorderen Torstein.
28. November 2021
Post vom Gauführer
Über die Verbandsstrukturen in den Jahren des Nationalsozialismus gibt es kaum Unterlagen oder Forschungsergebnisse. Das vom Sächsischen Bergsteigerbund veröffentlichte Personen- und Klublexikon
bezeichnet Rudolf Fehrmann für den Zeitraum von 1934 bis 1945 als Bergsteiger-Gauführer. In den Mitteilungen des Fachamtes Bergsteigen im Deutschen Reichsbund für Leibesübungen, erschienen im
September 1936, wird Rudolf Fehrmann hingegen nur als Kreiswart für den Kreis Dresden geführt.
Die ebenfalls vom SBB herausgegebenen "Chronik zur Geschichte von Wandern und Bergsteigen in der Sächsischen Schweiz" für die Jahre 1933–1945 fällt durch viele Auslassungen auf. So wird
beispielsweise kaum thematisiert, dass der Sächsische Bergsteigerbund über die Jahre immer wieder intensiv speziell seine jugendlichen Mitglieder für den Kriegsdiensteinsatz bei den Gebirgsjägern
geworben hat. Auf die Organisationsstrukturen der sächsischen Bergsteiger in der Zeit des Nationalsozialismus wird auch hier allenfalls am Rande eingegangen.
21. November 2021
Fotoshooting unterm Teufelsturm
Wie hier schon einmal erwähnt, der Fotograf Paul Kippe gehörte zum Kletterklub Wettersteiner 05. (Die 05 steht für das Gründungsjahr 1905.) Entsprechend häufig sind Kletterer dieses Klubs auf
seinen Aufnahmen zu finden.
In der Bildmitte stehend – beide mit Hut – sind die Brüder Karl und Kurt Ullrich zu erkennen. Bei der Person ganz rechts, ebenfalls stehend, dürfte es sich um Walter Hahn (1889–1969) handeln, der
aber nicht zu den Wettersteinern gehörte. In diesen Jahren waren Paul Kippe und Walter Hahn häufiger gemeinsam unterwegs. So gibt es verschiedene Motive mit Kletterern, die von beiden Fotografen
parallel aufgenommen wurden, beispielsweise von der Perrykante auf den Spannagelturm oder den Alten Weg auf den Hirschgrundkegel.
Da der hier mit abgebildete Kurt Ullrich bereits 1914 im Ersten Weltkrieg gefallen ist, muss das Foto vor 1915 entstanden sein.
14. November 2021
Auf Reibung
Erstbestiegen wurde die Jungfer am 27. Mai 1906 durch die Seilschaft Walter Hünig, Oliver Perry-Smith und Willy Baudisch. In der Zeitschrift "Der Fahrtgesell" Heft 4 des 1. Jahrgangs 1925 kann
man den von Walter Hünig verfassten Erstbesteigungsbericht nachlesen.
Sowohl der hier abgebildete Kletterer Emil Kolb als auch Fotograf Rudolf Kobach, beide Jahrgang 1903, waren Mitglieder im K.V. Gamsspitzler 1907. Als ersten Gipfel bestieg Emil Kolb am 25. Juli
1920 den Talwächter. Insgesamt konnte er auf 74 aktive Kletterjahre zurückblicken. Rudolf Kobachs Kletterlaufbahn begann bereits ein Jahr zuvor: Am 20. April 1919 stand er auf dem
Polenztalwächter.
Anlässlich ihres 100. Geburtstages finden sich in der Zeitschrift "Der neue Sächsische Bergsteiger", Heft 3 des Jahres 2003 zwei Artikel, die das Leben von Rudolf Kobach und Emil Kolb würdigen.
7. November 2021
Zum Gipfel empor
Dresdner Bergsteiger gründeten 1907 den KletterVerein Empor. Der 1909 von den Klubmitgliedern Ernst Rost, Otto Lugenheim und Kurt Rost erstbestiegene Emporturm in Eiland trägt den Namen des
Klubs. Auch eine der bekanntesten Routen im Rathener Felsrevier, die Emporkante am Hirschgrundkegel wurde nach dem Klub benannt. Eine weitere Erstbesteigung gelang dem 1892 geborenen und 1914 im
Ersten Weltkrieg gefallenen Ernst Rost bereits 1908 mit der Gansscheibe. Heute eine beliebte und zudem gut gesicherte Kletterei im fünften Schwierigkeitsgrad, denn an der Schlüsselstelle steckt
jetzt ein nachträglicher Ring.
Weitere bekannte Kletterer aus den Reihen von Empor waren Eduard Weinert (1891–1962), der Erstbegeher der nach ihm benannten Weinertwand am Vixierturm, sowie der international bekannte Fritz
Wiessner (1900–1988), welcher 1929 in die Vereinigten Staaten auswanderte.
Gezeichnet hat dieses Erinnerungsblatt Irmgard Uhlig. Die 1910 in Oberwiesental geborene Malerin zählt zu den bekanntesten Landschaftsmalern der Sächsischen Schweiz. Sie starb 2011, einige Monate
nach Vollendung ihres 100. Lebensjahres, in Dresden.
31. Oktober 2021
Gruppenbild mit Damen
Diese Foto stammt aus dem Nachlass von Annelies Rößger (1918–2014). Sie ist stehend hinten rechts auf dem Bild zu erkennen. Vorn rechts sitzt der Leipziger Kletterer und Alpinist Felix Simon
(1886–1966). Er war unter anderem gemeinsam mit Fritz Wiessner Teilnehmer der Deutsch-Amerikanischen Himalajaexpedition 1932, welche die Erstbesteigung des Nanga Parbat zum Ziel hatte.
Über seinen bergsportlichen Werdegang berichtet Felix Simon im Buch "Felstürme und Eiswände", das 1958 im VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig erschienen ist. Es ist eines der wenigen in der DDR
verlegten Bergbücher.
Entstanden ist das Bild in den Jahren des Zweiten Weltkriegs. Das lässt sich anhand der Mütze des Soldaten zuordnen, denn dieses Uniformteil wurde erst kurz vor Kriegsbeginn bei der Wehrmacht
eingeführt.
24. Oktober 2021
Nadel oder Scheibe?
Unsere Altvorderen kletterten wohl auf jeden Block am Wegesrand – so auch auf die Lammscheibe.
Im Kletterführer von 1923 ist die Lammscheibe mit "östlich vom Lamm" stehend noch richtig beschrieben. Dort ist ebenfalls ein weiterer in der Nähe des Lamms befindlicher Gipfel erwähnt, die
Saugrundnadel. Mit der Kletterführerausgabe von 1953 beginnt das Durcheinander. Im Kletterführer von 1965 verwechseln dann die Autoren endgültig die Saugrundnadel mit der Lammscheibe. Seitdem
wird die Saugrundnadel irrtümlich als Lammscheibe geführt.
Heute ist die "alte" Lammscheibe eine unscheinbare wenig Beachtung findende kleine grün bewachsene Säule, die wenige Meter östlich unterhalb vom Kletterfelsen Lamm aus der bewaldeten Schlucht
aufragt.
17. Oktober 2021
10. Oktober 2021
Fleißbienchen
Um das Bergsteigerabzeichen zu bekommen, wurden den Sportlern keine Heldenleistungen abverlangt. Sie mussten nur fleißig sein und viele Gipfel und – unabhängig vom Schwierigkeitsgrad – Routen
klettern. Für durch Kletterei erreichte Hochgebirgsgipfel gab es drei Punkte, für jede erstmalige Besteigung eines Kletterfelsens bekam man zwei Punkte, für alle weiteren Routen am selben Gipfel
wurde dann noch ein Punkt vergeben.
Männer mussten für Bronze 500 Punkte erbringen, für Silber 1000 und für Gold 1500 Punkte. Frauen brauchten deutlich weniger emsig sein, für 350 Punkte gab es Bronze, 700 Punkte waren für Silber
und 1000 Punkte für Gold vorzuweisen.
3. Oktober 2021
Marx & Engels im Pamir
In den 1970-er und 80-er Jahren fanden im Kongresssaal des Dresdner Hygienemuseums regelmäßig Bergabende statt - teils auch mit Referenten aus dem westlichen Ausland.
Geradezu legendär und vielen Zuschauern noch in lebhafter Erinnerung ist der Vortrag von Wolfgang Güllich Anfang Mai 1989 im überfüllten Kongresssaal. Die Veranstalter handhabten die
Brandschutzbestimmungen damals durchaus großzügig, so fand auch der letzte Interessierte noch einen Platz auf den Treppenstufen zwischen den Sitzreihen.
Der 1943 geborene Volker Krause war von 1970 bis 1977 Mitglied der Nationalmannschaft Alpinistik. Ihm glückte unter anderem die Besteigung der drei Siebentausender Pik Lenin, Pik Kommunismus und
Pik Korschenewskaja im sowjetischen Pamirgebirge.
26. September 2021
Schokolade zum Frühstück
Karl Ullrich beschriftete ein Foto aus dieser Serie. Demnach ist Ullrich bei der hier zu sehenden Begehung des Alten Weges auf den Muschelkopf der Vorsteiger. Als Nachsteiger stehen Heinrich
Irmischer und Margarete Zschiesche auf dem Band.
Erstbestiegen wurde der Gipfel am 18. Oktober 1908 von der Seilschaft Oliver Perry-Smith, Arthur Hoyer, Edmund Klar und Karl Kopf.
In der Vergangenheit haben die Kletterer den Muschelkopf auch Schokoladenturm genannt. Im Buch "Die Namen unserer Klettergipfel" schreiben die Autoren Heinicke/Pankotsch dazu: "Der früher oft benutzte Name Schokoladenturm stammt von den Erstbesteigern, die für ihre Gipfelnotiz die Rückseite eines Werbeblattes für Schokolade benutzten." Eine andere Überlieferung besagt, die Erstbesteiger hätten ihre Namen auf einer Schokoladenverpackung hinterlassen. Die letztgenannte Variante erscheint mir glaubhafter.
19. September 2021
Wenn Felsen unverhofft zu Nachwuchs kommen
1920 gründete eine Gruppe sächsischer Bergsteiger den K.V. Schrammtorsöhne Pirna. Zum 3. Stiftungsfest, also 1923, kam den Klubmitgliedern der Gedanke zum Bau einer Hütte, den man schnell in die
Tat umgesetzte. Errichtet wurde das Bauwerk auf Pachtland des Eigentümers der Schrammsteinbaude. Die Gaststätte bildete so etwas wie den "kulturellen Mittelpunkt" der Schrammtorsöhne, so wurde
dort bereits 1925 die Fertigstellung der Hütte zünftig gefeiert.
1923 stellte der Meissner Ansichtskartenverlag Brück & Sohn diese Karte her. Die Käufer konnten mit einem geringen Aufschlag zum normalen Kartenpreis den Hüttenbau unterstützen.
Brück & Sohn wurde im Jahr 1793 gegründet und galt lange Zeit als der älteste sächsische Ansichtskartenverlag. Allerdings wurde der Verlag 2019 geschlossen und die über 300-jährige
Firmengeschichte somit beendet.
12. September 2021
Freitaler Kletterschuhe
Die volkseigenen Betriebe in der DDR stellten nur wenige brauchbare Produkte für den Berg- und Klettersport her. Diese Lücken wurden zum Teil durch private Handwerksbetriebe oder Privatpersonen
geschlossen, die Rucksäcke, Klettergurte oder -schuhe in Kleinserien oder Maßarbeit anfertigten.
Schuhmacher Dieter Quaiser (1934–2019) aus Freital baute knöchelhohe Kletterschuhe, die von der Form her an die legendären EBs erinnerten. Mit den Schuhen konnte man gut auf schmalen Kanten
antreten, für Reibungsklettereien war die steifere Bauweise des Schuhs allerdings eher weniger geeignet.
Persönlich hatte ich am heimischen Sandstein in tschechischen Fußballschuhen das beste Felsgefühl. Von den Laufflächen der Schuhe wurden die Stollen abgeschnitten. Auf den vorderen Teil kam eine
Gummisohle. Um Material zu sparen, wurde der Rest mit Porokrepp besohlt. Woher wir den Gummi für die Sohlen hatten, daran kann ich mich nicht erinnern. Vermutlich kam er auf grauen Kanälen aus
der Produktion eines der Reifenwerke des Dresdner Umlandes.
5. September 2021
Gelungene Öffentlichkeitsarbeit
Zur Erstbegehung des Hünigweges auf den Großen Wehlturm am 20. Mai 1906 brachte Oliver Perry-Smith einen Fotografen mit, der vor der Begehung auf dem Kleinen Wehlturm platziert wurde und von dort
fotografierte. Später druckte der Verlag von diesen Aufnahmen eine Ansichtskartenserie mit sechs Motiven.
Vom in Dresden-Altstadt beheimateten Verlag der Gebrüder Junghanns (teils auch Junghanß geschrieben) existieren weitere Ansichtskarten mit Klettermotiven, so eine Serie vom Überfall an der
Lokomotive oder mit Kletterern an der Jungfer. Eine mit dem Poststempel vom 7. September 1907 versehene Karte des Alten Weges an der Jungfer zeigt wohl nicht die Erstbesteigung, sondern eine
frühe Wiederholungsbegehung, da auf dem Gipfel bereits ein Fähnchen erkennbar ist.
Walter Hünig schrieb für das Jahrbuch für Touristik 1955/56 der Sektion Empor Dresden Löbtau einen Bericht über die Begehung des Hünigweges am Großen Wehlturm, in dem auch erklärt ist, wie der
Fotograf Junghanns an den Aufnahmestandort verbracht wurde. Leider gibt es nur zwei Jahrgänge dieses Buches, da von übergeordneter Stelle der Sektion weitere Veröffentlichungen untersagt
wurden.
29. August 2021
Fällst du – dann schwebst du
Laut Informationen aus dem Klubarchiv der Freien Dresdner Kletter-Riege (FDKR) zeigt das Foto die Erstbegehung des Nordwestweges auf den Hohen Torstein am 30. August 1924. Der Erstbegeher Erich
Naumann (1902–1969) war damals Mitglied der FDKR. Mit der Kletterführerausgabe von 1965 wurde der Weg in Naumannhangel umbenannt.
Damals mit Schwebesicherung erstbegangen – man möchte sich nicht vorstellen was hier im Falle eines Falles passieren würde – hat die Hangel vor Jahrzehnten (erstmals im Kletterführer von 1981
beschrieben) einen nachträglichen Ring bekommen. Trotzdem fordern die Meter bis zum nachträglichen Ring noch heute vom Vorsteiger eine gewisse mentale Stärke.
Ein von Walter Barth verfasster Bericht über die 2. Begehung des Weges, bei dem auch die Schwebesicherung getestet wurde, findet sich in der Zeitschrift "Der Fahrtgesell" 1926, Heft 3.
22. August 2021
Kante und Leiter
Karlheinz Gonda hatte das Glück der späten Geburt. Während der 1929 geborene Teil seiner Klassenkameraden per Verordnung vom 5. März 1945 in den letzten Kriegswochen zum Volkssturm eingezogen
wurde, blieb Gonda – Jahrgang 1930 – davon verschont. Und konnte klettern gehen. Schnell entwickelte er sich zu einem der führenden Elbsandsteinkletterer der unmittelbaren Nachkriegsjahre.
Talweg und Bergfinkenweg (letzterer in geteilter Führung mit Gerhard Junghans) am Rokokoturm, Märchentürmerweg am Großen Grenzturm, Dolch an der Rohnspitze, Gondaleiter am Turm am Verborgenen
Horn, Gondakante am Rauschenstein und Pfingstweg am Heringstein sind nur ein Teil der Liste von Gondas beeindruckenden Erstbegehungen aus den Jahren zwischen 1946 und 1951.
Im Herbst 1951 verließ Karlheinz Gonda seine Heimatstadt Dresden und zog nach München. Dort erregte mit einer Reihe von Wiederholungsbegehungen bekannter Alpenrouten die Aufmerksamkeit der
Kletterszene. Nach dem Durchstieg der Eiger-Nordwand stürzten Karlheinz Gonda und sein Seilpartner, der Schweizer Uli Wyss auf dem Gipfeleisfeld am 22. August 1953 tödlich ab.
15. August 2021
Winterzeit ist Partyzeit
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es in Dresden vielfältige kulturelle Aktivitäten rund um den Bergsport.
Die Mitglieder des Sächsischen Bergsteigerbundes feierten jährlich ein Stiftungsfest im Städtischen Ausstellungspalast, der am Rand des Großen Gartens stand. An diesem Ort veranstaltete auch die
Sektion Dresden des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins jeweils Ende Januar, Anfang Februar ihre Winterfeste.
Auf Anordnung der regierenden Nationalsozialisten wurde in den 1930-er Jahren nicht zuletzt die Sprache verändert. Aus Alpenvereinssektionen wurden Zweige und die Vorsitzenden machte man zu
Zweigführern. Dass die Sektion Dresden das Motto ihres Anfang 1939 veranstalteten Trachtenfestes "Durch Kufstein – ins deutsche Tirol" in Anlehnung an den wenige Monate zuvor erfolgten
"Anschluss" Österreichs wählte, geschah vermutlich nicht auf Weisung, sondern in einer Art vorauseilendem Gehorsam.
Der Deutsche und Österreichische Alpenverein wurde 1938 in Deutscher Alpenverein (DAV) umbenannt, im selben Jahr musste auch der bis dahin unabhängig agierende Sächsische Bergsteigerbund dem
Alpenverein beitreten.
8. August 2021
Gold für junge Bergsteiger
Goldmedaillen fürs Bergsteigen wurden in der olympischen Historie schon einmal vergeben und zwar in den Jahren zwischen 1924 und 1936. Allerdings standen da keine Sportler im direkten Wettbewerb
zueinander, sondern sie erhielten die Auszeichnung für eine herausragende alpinistische Leistung.
Kletterwettkämpfe finden jetzt schon seit einigen Jahrzehnten statt. Schnellklettermeisterschaften gab es in der Sowjetunion bereits in den 1970-er Jahren. So reiste 1976 eine Gruppe um den
westdeutschen Sportkletterpionier Reinhard Karl zu einem dieser Wettkämpfe auf die Krim. Der erste "westliche" Kletterwettbewerb war 1987 der Rockmaster im italienischen Sportklettereldorado
Arco.
Das Treffen Junger Bergsteiger wurde erstmals im Jahr 1969 ausgerichtet. Im Lauf der Jahre etablierte sich das Treffen zu einem beliebten Wettbewerb mit dem speziellen Ziel, junge Kletterer auf
den Umgang mit dem sächsischen Sandstein vorzubereiten. Seit einer "Ewigkeit" ist die Burg Hohnstein Mittelpunkt dieses Kletterfestes. Mittlerweile bemühen sich die Organisatoren darum, die 50.
Auflage dieses Wettkampfes durchzuführen, doch Corona machte dem schon zweimal einen Strich durch die Rechnung.
1. August 2021
Der Held vom Matterhorn
Toni Schmid, der Erstbegeher der Matterhorn-Nordwand, stattete im Mai 1932, anlässlich einer Vortragsreise, dem Elbsandsteingebirge einen Besuch ab. Hier auf dem Foto sichert er den Vorsteiger
Herbert Seidel (1903–1965) am Einstieg des Alten Weges auf die Barbarine mit der damals üblichen Schultersicherung.
Kurz nach dem Besuch der Sächsischen Schweiz, am 16. Mai, stürzte Toni Schmid bei einer Begehung der Nordwestwand des in der Glocknergruppe gelegenen Großen Wiesbachhorns tödlich ab.
Für den gemeinsam mit seinem Bruder Franz geglückten Durchstieg der Matterhorn-Nordwand hat man Toni Schmid mit dem Adlerorden geehrt, damals die höchste Auszeichnung der deutschen Sportwelt.
Postum bekam er im Sommer 1932 zur zehnten Olympiade in Los Angeles die olympische Goldmedaille.
25. Juli 2021
Klettern mit Ausweis
18. Juli 2021
Meisterklasse
Wer wollte, konnte in der DDR die Leistungsklasse Felsklettern ablegen. Leistungsklassen gab es in den Stufen III, II, I und als höchste Stufe die Meisterklasse. Dafür mussten in den 1980-ern 20
Routen übers Jahr verteilt in einem bestimmten Schwierigkeitsniveau geklettert werden. Für jeden Schwierigkeitsgrad gab es eine Punktzahl. Vor der Öffnung der sächsischen Schwierigkeitsskala über
den VII. Grad hinaus, existierte eine Liste von Routen, sogenannte "Meisterwege". Von denen mussten die Aspiranten eine Auswahl von 12 Aufstiegen innerhalb eines Jahres klettern. Diese Liste
wurde regelmäßig aktualisiert. Die letzte –1974 veröffentlicht – hat heute einen geradezu legendären Nimbus.
Der Deutsche Turn- und Sportbund (DTSB) war der Dachverband des Deutschen Verbandes für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf (DWBO), der Sportorganisation der Kletterer.
In welchem Zeitraum das Abzeichen neben einer Urkunde verliehen wurde und wer es bekam, darüber fehlen mir Informationen. Ich habe den einen oder anderen Meisterkletterer befragt, nicht jeder hat
das Abzeichen bekommen. Ob es von der jeweiligen Sektion abhängig war oder vom Jahr in welchem die Norm erfüllt wurde, konnte ich bisher nicht ermitteln.
Ergänzung (Februar 2022): Das Abzeichen in der hier gezeigten Ausführung wurde vom DTSB von 1981 bis 1989 ausgegeben.
10. Juli 2021
Barfuß in der Talseite
Am 10. Juli 1971, also vor genau 50 Jahren gelang der Seilschaft Bernd Arnold, Günter Lamm und Armin Börnert nach mehreren vorangegangenen Versuchen die Vollendung der Talseite an der
Teufelsspitze. Die Route wurde später Bestandteil der legendären 1974-er Meisterwegeliste.
Dieses Foto ist am 20. Juli 1996 aufgenommen, also vor 25 Jahren und somit 25 Jahre nach der Erstbegehung. Entstanden ist es im Zusammenhang mit Bernd Arnolds Buchprojekt "Zwischen Schneckenhaus
und Dom", welches dann 1999 im Panico-Alpinverlag erschien. Bernd Arnold holt sich hier die 38. Begehung auf seine Route. Eindrücke beider Begehungen kann man im Kapitel "Einfach teuflisch" des
Buches nachlesen.
"Wieder über die Talseite zur Spitze, wieder ein wunderbarer Sommertag. Erinnerungen werden wach, der Abstand dazu ist groß, nicht nur der zeitliche. Die Eroberung von einst, Sturm-und-Drang-Zeit
sozusagen, ist abgelöst worden vom Reiz des Bewegungsflusses innerhalb des mir so vertrauten Lebensraumes."
4. Juli 2021
Im Böhmischen
Auf dem Foto ist die Erstbesteigung des Niedergrundwächters am 15. Mai 1910 durch Max Matthäus, Franz Gnaß, Emil Kopprasch und Alfred Keppler zu sehen. Erstmalig wird der Gipfel im Kletterführernachtrag von 1913 beschrieben. Dort ist zum Alten Weg zu lesen: Von Osten her über Blöcke und kurze Wand zum Vorgipfel. An diesem etwas nach dem Turm absteigen auf ein schmales, kurzes Band. Von da mit Unterstützung zur Ostwand und dort etwa 2m hoch. Hangeltraverse nach links zum Beginn eines Risses, der zum Gipfel führt.
In keiner der späteren Kletterführerausgaben wird die hier beschriebene Unterstützung noch einmal erwähnt.
Ein Tipp für Wiederholer: Besser nicht gleich nach links zum Riss gehen, sondern links der Kante Wand an kleinen Griffen hoch. Modern ist der Alte Weg mit dem Schwierigkeitsgrad V/E3 bewertet. Aus dem Vorgipfel ist übrigens mittlerweile ein eigenständiger Gipfel geworden – mit Buch und Abseilöse.
27. Juni 2021
Wer stolpert da durch die Nacht?
Neben den Sonnenwendfeiern haben die Stiftungsfeste einen hohen Stellenwert im Jahresplan der bergaffinen Gemeinschaft. In heutiger Zeit meist im Herbst, zum Ende der Klettersaison, feiern die
Bergsteigerklubs ihre Stiftungsfeste. Traditionell mit reichlich Alkohol.
Der Künstler, welcher den Entwurf zu dieser Erinnerungskarte aus dem Jahr 1919 zeichnete, hatte wohl schon das eine oder andere Stiftungsfest erlebt. Oder wie sonst sollten wir die drei deutlich
unkoordiniert über die nächtliche Wiese wankenden Gestalten interpretieren?
Die Klettrervereinigung Rohnspitzler wurde 1904 von Oskar Elsner, Hans Göpfert, Arthur Hoyer, Hans Kühn, Willy Scheffler und Felix Wendschuh gegründet und ist damit einer der ältesten noch
bestehenden sächsischen Kletterklubs. Nach wie vor ein Herrenverein, zählt der Klub bei einer Mitgliederstärke von über 40 Personen zu den größeren in der Sächsischen Schweiz. Mit der
Mitgliedsnummer 9 war Oliver Perry-Smith von 1905 bis 1907 bei den Rohnspitzlern.
20. Juni 2021
Ein Feuer gehört dazu
Die Freunde der Plastikgriffe mal außen vor lassend, ist Klettern eine Natursportart. Entsprechend sind die Kletterer und Bergsteiger vom Tageslicht abhängig. So sind (oder waren) in unseren
geografischen Breiten die Sonnenwendfeiern die wichtigsten Feste der Bergsteiger. Die Verehrung der Sonne ist eine Tradition, deren Wurzeln in prähistorischer Zeit zu finden sind. Speziell bei
den germanischen und nordischen Völkern hatte die Sonnenwende eine mythologische wie auch religiöse Bedeutung.
In den 1920-er und -30-er Jahren veranstaltete man die Sommersonnenwendfeiern der sächsischen Bergsteiger häufiger am Dreifingerturm in der Schrammsteinkette. Natürlich mit einem großen Feuer,
denn das ist traditionell ein wichtiger Bestandteil dieses Festes. Aus nachvollziehbaren Gründen finden heute die offiziellen Sonnenwendfeiern nicht mehr in den Wäldern des Nationalparks statt.
13. Juni 2021
Ausflug ins Bielatal
Der Stumpfe Kegel heißt nicht wegen seiner Form so, sondern weil er 1903 von Carl Stumpf (1875–1953) erstbestiegen wurde. Mit einer Höhe von etwa 30 Metern zählt der Stumpfe Kegel zu den
Hauptgipfeln des Bielatals.
2015 wurden hier 10 Gipfel neu für den Klettersport zugelassen, so dass es gegenwärtig im Bielatal 249 Klettergipfel gibt. Im 1908 von Rudolf Fehrmann erarbeiteten Kletterführer wurden gerade
einmal 39 Gipfel auf der sächsischen Seite des Bielatals beschrieben.
Auf dem Foto ist die Südostseite des Gipfels zu sehen, durch sie führt die "Südostwand", eine der herausragenden Klettereien des Bielatals im mittleren siebenten Schwierigkeitsgrad – 1923 von
Walter Sobe erstbegangen. Eine zweite "Doppelsternroute" am Stumpfen Kegel ist der Rauweg, mit dem fünften Sachsengrad heute wohl real bewertet.
6. Juni 2021
Als Kletterausrüstung Mangelware war ...
Karabiner, Kernmantelseile oder Kletterschuhe gab es in der DDR nur mit etwas Glück oder Beziehungen zu kaufen.
Genaue Informationen zu der hier abgebildeten Stichtbremse habe ich leider keine. Vermutlich wurde das Sicherungs- und Abseilgerät in einer vergleichsweise kleineren Stückzahl hergestellt und
nicht in Sportläden, sondern nur über die DWBO-Sektionen verkauft. Zu ihrer Markteinführung war diese Stichtbremse wohl schon nicht mehr auf der Höhe der Zeit. Wer "Westbeziehungen" hatte, konnte
sich mit einem HMS-Karabiner und der Abseilacht besser ausstaffieren.
1958 wurde in der DDR der Deutsche Wander- und Bergsteigerverband (DWBV) gegründet. Da in diesem Verein nicht nur Wanderer und Bergsteiger, sondern auch Orientierungsläufer organisiert waren,
änderte man 1970 den Namen in DWBO der DDR (Deutscher Verband für Wandern, Bergsteigen und Orientierungslauf). Nach dem Zusammenbruch der DDR löste sich der Verband 1990 auf.
30. Mai 2021
Das Schlimmste ist geschafft!
Hier ein weiteres Bild aus dem Nachlass von Oliver Perry-Smith, das wahrscheinlich 1906 bei der Erstbesteigung des Teufelsturms entstanden ist. Eines der Sicherungsseile – das Seil der
Schwebesicherung ist auf Grund der längeren Belichtungszeit schwer erkennbar – führt um die Kante und liegt wohl über dem Eisenstift, um den Kletterer im Sturzfall zu halten.
Es gibt allerdings keinen Beleg dafür oder dagegen, dass der Eisenstift nicht ausschließlich zur Sicherung, sondern auch zur Fortbewegung, also als Griff oder Tritt verwendet wurde. In der Zeit
bevor die ersten Sicherungsringe in Elbsandsteinrouten installiert wurden und bis sich die heute bekannten Ringe umfänglich durchsetzten, war es durchaus üblich derartige Stifte sowohl zum
Abseilen als auch zum Sichern zu verwenden.
Ebensowenig lässt sich die Behauptung belegen, Walter Hahns Foto, das den Eisenstift zeigt, wäre von irgendjemand "eingezogen" worden, denn Walter Hahn hat das Foto bis über das Jahr 1915 hinaus
als Ansichtskarte verkauft.
23. Mai 2021
Zum Teufel mit dem Stift
In der jüngeren Vergangenheit wurde wiederholt darüber philosophiert, ob zur Erstbesteigung des Teufelsturms ein Eisenstift im Riss steckte. Ein Beleg dafür ließ sich nicht finden.
Nachdem ich für das Alpenvereinsjahrbuch "Berg 2006" ein Porträt über Oliver Perry-Smith verfasst hatte, wollte ich noch tiefer in seinen klettersportlichen Werdegang eintauchen: So besuchten wir
2014 dessen Sohn Crosby Perry-Smith, der am westlichen Rand der Rocky Mountains, im US-Bundesstaat Colorado, in der kleinen Stadt Ouray lebt. Im Nachlass seines Vaters fanden sich auch zwei
Aufnahmen vom Teufelsturm. Wenn man genau hinschaut, kann man auf dem hier veröffentlichten Foto den am Rissbeginn steckenden Eisenstift erkennen.
Vermutlich ist dieses Foto bei der Erstbesteigung des Teufelsturms entstanden und zeigt einen der auf zwei Tage verteilten erfolglosen Versuche Walter Hünigs.
16. Mai 2021
Artisten am Friensteinwächter
Diese gedruckte Ansichtskarte zeigt eine Seilschaft bei einer frühen Besteigung des Friensteinwächters. (Der Frienstein wird auch Vorderes Raubschloss genannt.) Wer genau hinschaut kann erkennen,
dass der untere "Baumann" mit einem um den Oberkörper geschlungenen Seilstück am Sicherungsring fixiert ist.
Beim Kletterführerautor Rudolf Fehrmann fanden derartige Besteigungen keine Anerkennung. So litt Wilhelm Hentzschel (1890–1968) sein Leben lang darunter, dass seine 1909 erfolgte Erstbesteigung des Friensteinwächters keine Erwähnung im Kletterführer fand. Erst nach seinem Tod, in der Kletterführerausgabe von 1982 wird Hentzschels Besteigung mit dem Vermerk "künstl." erwähnt. In einem Jahrzehnte nach den Ereignissen verfassten Brief warf Hentzschel der Seilschaft um Fehrmann vor, ihre Erstbesteigung vom Teufelsturm sei mit einem an der Kante, am Beginn des Risses steckenden Eisenstift erfolgt und somit auch künstlich.
9. Mai 2021
Der Chronist der 1930-er Jahre
Was die Kletterfotografie anbetrifft, waren die 1930-er Jahre Rudolf Kobachs (1903–1981) aktivste Schaffenszeit. Ab dem Sommer 1930 fotografierte er mit einer Leica-Kleinbildkamera. Damit war er,
im Vergleich zur schweren Plattenkamera eines Walter Hahn, wesentlich flexibler in der Wahl seiner Motive. Bis zum Anfang des Jahres 1936 führte er über seine Fotos Aufzeichnungen, sodass sich
diese Bilder heute exakt betiteln lassen.
Rudolf Kobachs aussagekräftigste Fotos zeigen nicht die Extremaufstiege seiner Zeit, sondern Touren im mittleren Schwierigkeitsbereich, wie die Löschnerwand auf den Daxenstein, den Alten Weg auf
die Jungfer, den Westweg am Kesselturm oder die Hünigwand auf den Großen Wehlturm.
Ein ausführlicher Artikel über das Werk von Rudolf Kobach findet sich im Alpenvereinsjahrbuch "Berg 2003".
2. Mai 2021
Der Mann vom "Schwarzen Kamin"
Die Sektion Dresden des Österreichischen Touristen-Klubs war ein, was das Felsklettern in der Sächsischen Schweiz betrifft, sehr aktiver Verein. In dessen Jahrbuch von 1905 wurde der von Hugo
Kurze verfasste erste Kletterführer über das Elbsandsteingebirge veröffentlicht. Auch die Erstbesteigung vom Spannagelturm geht beispielsweise auf das Konto von Mitgliedern der Dresdner Sektion
des ÖTK.
Hanns Schueller (1882–1975) kletterte nur einen vergleichsweise kurzen Zeitraum aktiv im Elbsandsteingebirge. So ist er der Erstbesteiger der nach ihm benannten Schuellernadel und auch der von
ihm begangene Aufstieg am Vorderen Gansfels trägt seinen Namen. Erwähnt werden sollte hier noch seine Mitgliedschaft im elitären Kletterklub "Schwarzer Kamin".
25. April 2021
Feste soll man feiern...
Zur Erinnerung an das II. Stiftungsfest T.C.Alpenbrüder, 8.IV.1917 – steht auf der auf dem Foto abgebildeten Tafel. Bei den Alpenbrüdern handelte es sich um einen Kletterklub, welcher wohl nur
wenige Jahre existierte und der in der Bergsporthistorie kaum Spuren hinterließ.
Das Bild schickte Hans Heilmaier (1899–1991) als Ansichtskarte an seine in Chemnitz-Hilbersdorf lebende Mutter.
Bei dem Kleinen mit Hut, unmittelbar unter dem Stiftungsfestschild stehend, müsste es sich um den jugendlichen Hans Heilmaier handeln. Denn diese Person wurde auf der Karte markiert. Heilmaier
stand hier am Anfang seiner durchaus beeindruckenden Kletterkarriere. So sind in seinem Kletterführer von 1923 und dessen 1927-er Nachtrag der überwiegende Teil der beschriebenen Wege als
geklettert gekennzeichnet.
18. April 2021
Auf den Spuren von Oliver Perry-Smith
Der Fotograf Paul Kippe war häufig mit dem Klub Wettersteiner 05 unterwegs. Oft ist auf seinen Fotos Karl Ullrich (1884–1973) abgebildet. Dem Aussehen und der Kleidung sowie der Beschriftung
eines Fotos nach müsste es sich bei dem Vorsteiger hier um Karl Ullrich handeln. Einer der Nachsteiger wäre dann Karl Jander.
Die 1906 von Oliver Perry-Smith erstbegangene Ostkante am Schiefen Turm gehört zu den beliebtesten und meist frequentierten Routen der Sächsischen Schweiz. 548 Begehungen der Kante gehen alleine
auf das Konto von Hans Arnold (1902–1998). Mit reichlich 30 Meter Höhe ist der Schiefe Turm einer der bedeutendsten Gipfel des Bielatals. Um ihn zu ersteigen wird dem Kletterer mindestens der VI.
sächsische Schwierigkeitsgrad abverlangt. Dabei wird die Ostkante deutlich häufiger geklettert als der mit dem selben Schwierigkeitsgrad bewertete Alte Weg, der ebenfalls eine Erstbegehung von
Oliver Perry-Smith ist.
11. April 2021
Ein frühes Farbdia
Gelegentlich behaupten Hobbyhistoriker, Walter Hahn hätte keine kletternden Frauen fotografiert. Hat er doch und sogar in Farbe. Am Tag der Entstehung dieses Fotos – vermutlich irgendwann in den
späten 1940-er oder frühen 1950-er Jahren – als er mit Annelies Zeidler am Vorderen Gansfels unterwegs war, hatte er sogar zwei Fotoapparate dabei. So gibt es von dieser Begehung des
Gabelungsweges sowohl Schwarzweiß- als auch Farbaufnahmen.
Annelies Türichen wurde 1918 geboren. Ihr erster Ehemann starb im Zweiten Weltkrieg. 1962 heiratete Annelies Zeidler Gerhard Rößger und nahm dessen Namen an.
Wer heute den Gabelungsweg klettern möchte, sollte sicherheitshalber einen Blick in eine alte Kletterführerausgabe werfen (Rudolf Fehrmann, Der Bergsteiger in der Sächsischen Schweiz, 1908) denn
mit den stark zusammengekürzten Aufstiegsbeschreibungen aktueller Kletterführer ist die Route kaum auffindbar.
4. April 2021
Bucheignerzeichen
Exlibris, also Besitzvermerke, sind Schmuckblätter in Büchern. Diese Bucheignerzeichen hatten ihre Blütezeit vom Ende des 19. Jahrhunderts bis in die 1930-er Jahre. Vom ursprünglichen Zweck, nur
das Eigentumsrecht des Buchbesitzers anzuzeigen, entwickelten sie sich zu einer eigenständigen Kunstform. Wer etwas auf sich hielt, ließ sich von namhaften Künstlern sein persönliches Exlibris
gestalten.
Walter Fritsche (1896–1974), war weniger als Felskletterer, sondern in der Szene als Freund des Berggesanges bekannt. Seit ihrer Gründung im Jahr 1920 in der Gesangsabteilung des Sächsischen
Bergsteigerbundes aktiv, wurde Fritsche in der Nachkriegszeit Gründungsmitglied der "Bergfinken". Zeitweise nahm er die Funktion als deren Vorstand wahr. Walter Fritsche schrieb auch die Texte
einer Reihe von Bergliedern, so dem Bergfinkenlied.
Hanns Herzing (1890–1971), ein bekannter Dresdner Kunst- und Landschaftsmaler, gestaltete dieses Exlibris. Seine Ölgemälde, speziell Alpenpanoramen hingen in den Wohnzimmern vieler sächsischer
Bergsteiger. In Herzings Atelier gab es regelmäßig Ausstellungen zum Thema "Landschaft der Berge".
28. März 2021
Bergsteigen in den Nachkriegsjahren
Der Mangel der Nachkriegsjahre schlägt sich auch in der Fotografie nieder. So gibt es aus dem Jahrzehnt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs kaum Kletterfotos, die der Qualität vorangegangener
und nachfolgender Epochen mithalten können.
Walter Lenk klettert hier den 1946 von Alfred Rohde erstbegangenen Erwin-Esche-Gedächtnisweg am Lolaturm. Der Routenname fand allerdings bei den Offiziellen keine Anerkennung, sondern stand
zunächst als Südkante im Kletterführer. Heute ist die Lolakante für ihre eher übersichtliche Absicherbarkeit und durchwachsene Felsqualität bekannt,
aber vor allem berüchtigt.
Der Fotograf Erich Gorlt (1907–1988) gehörte 1946 zu den Gründungsmitgliedern der Märchentürmer. Entsprechend ist auf vielen seiner Bilder die Seilschaft um
Karlheinz Gonda zu sehen. Ein wesentlicher Teil von Gorlts Fotos befindet sich heute im Bestand der Deutschen Fotothek Dresden.
Ergänzung (August 2022): Die Aufnahme zeigt die 2. Begehung des Erwin-Esche-Gedächtnisweges, die am 4. Mai 1947 erfolgte.
21. März 2021
Hochbetrieb auf der Heringsgrundnadel
Die Talseite an der Heringsgrundnadel wurde am 11. Juli 1920 von Otto Dietrich (1896–1961) erstbegangen. Otto Dietrichs Bericht über die Erstbegehung ist im Oktoberheft 1931 der Zeitschrift des SBB abgedruckt.
Hier auf dem Foto ist vermutlich eine frühe Wiederholungsbegehung aus den 1920-er Jahren zu sehen. Wer genau hinschaut, entdeckt einen weiteren Kletterer im Alten Weg.
Das Bild ist ein digital aufgearbeiteter Abzug von einem Glasplattennegativ. Über den Fotografen Rudolf Weinhold ist (mir) nur wenig bekannt. In der Zeitschrift des Sächsischen Bergsteigerbundes "Der Bergsteiger", Heft 7 von 1926 findet sich die Ankündigung, dass Rudolf Weinhold in der Vertretersitzung am 27. Juli einen Vortrag zum Thema "Bergfahrten in der Sächsischen Schweiz" halten wird. Eine Rezension zum Vortrag wurde dann im Septemberheft des Jahres veröffentlicht.
14. März 2021
Gipfelzeichen auf dem Falkenstein
Die Wetterfahne wurde zum Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Gipfel des Falkensteins von Kletterern der Sektion Dresden des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins angebracht. Wohl bis zum Jahr 1929 befand sich der Falke dort oben. Heute hat die aus Kupferblech gefertigte Wetterfahne Ihren Platz im Heimatmuseum von Bad Schandau gefunden.
Das Foto wurde von Otto Fleischmann aufgenommen und fand als Ansichtskarte Verbreitung. Fleischmann war Mitglied im Kletterklub "Schrammtorsöhne", welcher eine Hütte im Zahnsgrund hatte. Entsprechend existiert eine ganze Reihe von Ansichtskarten mit Klettermotiven aus den Schrammsteinen von Otto Fleischmann.