Augenblicke der Kletterhistorie im Elbsandstein


29. September 2024

Walter Lenk, Vorderer Torstein-Erkerweg, Foto: Paul Stelzer, 1938
Walter Lenk, Vorderer Torstein-Erkerweg, Foto: Paul Stelzer, 1938

 

Vorderer Torstein - Erkerweg

Dieses etwa 6 x 9 Zentimeter große Foto fand mit einigen weiteren Bildern seinerzeit den Weg in mein Archiv, ohne dass ich weitere Angaben zur Herkunft der Fotos erhielt. Im Oktoberheft 1938 der Zeitschrift "Der sächsische Bergsteiger" entdeckte ich dann zufällig einen Artikel, der unter anderem mit diesem Foto illustriert wurde. Walter Lenk berichtet dort über eine Durchsteigung des Erkerweges am Vorderen Torstein. Da auch im Gipfelbucharchiv des SBB das alte Buch vom Vorderen Torstein erhalten ist, lassen sich weitere Informationen dem Foto zuordnen. Es zeigt die am 14. Juli 1938 von Walter Lenk, Gerd Nicklich, E. Häntzschel vom Kletterklub K.V. Lößnitz erfolgte Begehung des Erkerweges.

Das Gipfelbuch gibt auch Auskunft über den Vornamen des Fotografen, der in der Zeitschrift nicht genannt wird. Paul Stelzer kletterte parallel zu Walter Lenk und machte dabei ein paar Fotos. Er trug sich mit "Fehrmann Variante" ins Gipfelbuch ein. Doch bereits im Kletterführernachtrag von 1927 ist zu lesen, dass dieser Weg schon 1906 von Oliver Perry-Smith durchstiegen wurde. Entsprechend ist der Aufstieg heute unter dem Namen "Perry-Smith-Weg" bekannt.

Im Erlebnisbericht von Walter Lenk findet sich zudem der zum Foto passende Textabschnitt: Doch jetzt meldet sich mein Freund, er ist fertig zum Weitersteigen. Nach geraumer Zeit kommt sein Kopf zum Vorschein und bald steht er fauchend neben mir. An der herrlichen Kante steige ich nun weiter, erst noch über einen kleinen Bauch und dann die sich immer mehr zurücklehnende Wand zum Gipfel.


22. September 2024

Meisterwegeliste aus dem "Tourist", Heft 7/1974
Meisterwegeliste aus dem "Tourist", Heft 7/1974

 

1974–2024, 50 Jahre (letzte) Meisterwegeliste

Als im Juliheft des Jahres 1974 in der Zeitschrift "Der Tourist" auf Seite 15 die Liste der Kletterwege "Meisterklasse" veröffentlicht wurde, war dies ein eher unscheinbarer Artikel. Aus dem Maiheft des Jahres 1975 erfahren wir, gerade einmal neun Kletterer haben die Norm für die Meisterklasse im Vorjahr erfüllt. 12 Wege dieser Liste mussten im Zeitraum eines Jahres durchstiegen werden. Allerdings reichte nicht allein der Durchstieg von 12 dieser Routen, sondern es musste Wand-, Reibungs-, Riss- und Handrisskletterei dabei sein.

Dies wurde auch von den Sportlern, welche die Leistungsklasse I ablegen wollten gefordert. Für die Leistungsklasse II wurden 10 Routen im Schwierigkeitsgrad VIIb verlangt, dabei mussten mindestens 3 Riss- oder Handrissklettereien sein. Für Kletterer welche die Meisterklasse mehrmals ablegten, galt zudem: Eine Wiederholung für die Norm eingereichter Wege ist erst nach 3 Jahren wieder möglich.

Frauen hatten es deutlich einfacher die Norm für die Meisterklasse zu erfüllen. Sie mussten 5 x VIIa und 5 x VIIb klettern. Spezielle Anforderungen hinsichtlich des Routencharakters gab es nicht.


15. September 2024

Kletterer am Johannisturm, Postkarte des Verlages Hermann Poy
Kletterer am Johannisturm, Postkarte des Verlages Hermann Poy

 

Rätselhafte Johanniswacht

Es gibt verschiedene Ansichtskartenmotive mit Kletterern, die diesen Gipfel mit der Beschriftung "Johannisturm" zeigen. Zu sehen ist allerdings nicht der gegenwärtig als Johannisturm bezeichnete Felsen, sondern die heutige Morsche Wand. Anhand der Kletterführer oder sonstiger Unterlagen lässt sich nicht nachvollziehen, ob es bei der Beschriftung der Karten zu einer Verwechslung der Gipfel gekommen ist, oder ob die Kletterführerautoren irgendwann in grauer Vorzeit die Namen vertauscht hatten.

Im aktuellen Kletterführer werden als Informationen zur Erstbesteigung der Morschen Wand keine Namen sondern nur ein "vor 1918" genannt. Ich würde das Erstbesteigungsdatum hier um etwa ein Jahrzehnt vordatieren. Beim Kletterführerautoren Rudolf Fehrmann fanden solche Kleinstgipfel kaum eine Beachtung oder gar Beschreibung, Erst in den 1960-er Jahren wurden diese von Dietmar Heinicke erfasst. Aber schon damals dürfte es schwierig gewesen sein, Informationen zu Erstbegehungen, welche bereits ein halbes Jahrhundert zurücklagen, zu recherchieren. Zumal sich zum Zeitpunkt der Erstbegehung kaum ein Kletterer dafür interessierte.


8. September 2024

Ausweis-Karte des Sächsischen Bergsteiger-Bundes von 1921
Ausweis-Karte des Sächsischen Bergsteiger-Bundes von 1921

 

Nur mit Stempel gültig

Der im März 1911 gegründete Sächsische Bergsteigerbund war in seiner Anfangsphase ein Zusammenschluss von Kletterklubs. Später wurden auch Einzelmitglieder aufgenommen. Diese brauchten natürlich, wie in jedem ordentlichen deutschen Verein üblich, einen Vereinsausweis. Der wiederum nur mit Stempel gültig war.

1938 wurde der Bergsteigerbund im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung Sektion (damals Zweig genannt) des Alpenvereins. Entsprechend bekamen dann die Mitglieder den Ausweis dieses Verbandes. Solch einen Ausweis findet man hier unter dem Eintrag vom 24. März 2024.

Zum Beitritt in den Alpenverein ist im Sächsischen Bergsteiger, Heft Nr. 229 von Dezember 1938 zu lesen: Liebe Bergkameraden! Die außerordentliche Hauptversammlung des Sächsischen Bergsteigerbundes e. V. vom 17. November hat einstimmig beschlossen, mit Wirkung vom 17. November 1938 dem Deutschen Alpenverein als Zweig Sächsischer Bergsteigerbund beizutreten und die Einheitssatzung für Zweigvereine des Deutschen Alpenvereins anzunehmen.


1. September 2024

Stiftungsfest des Alpinen Deutschen Touristen-Vereins, Postkarte von 1925
Stiftungsfest des Alpinen Deutschen Touristen-Vereins, Postkarte von 1925

 

Deutsch und frei woll'n wir sein!

Über den Alpinen Deutschen Touristenverein (ADTV) wurde hier bereits im Beitrag vom 4. Dezember 2022 berichtet. Die heute gezeigt Karte scheint aus dem Jahr 1925 zu stammen, denn da die Kletterabteilung 1908 gegründet wurde, muss das 17. Stiftungsfest in dem Jahr gefeiert worden sein.

Im rechten Teil der Karte ist die Ansicht des Bloßstocks mit seiner Ostseite abgebildet. Links ist ein Dolomitengipfel zu sehen, und zwar der Campanile Basso – im deutschsprachigen Raum meist Guglia di Brenta genannt. An diesem Gipfel hat auch eine sächsische Seilschaft Spuren hinterlassen. Genau genommen war Oliver Perry-Smith Amerikaner. Da er aber damals in Dresden lebte, wurde er im Elbsandsteingebirge klettersportlich sozialisiert. Ihm und Rudolf Fehrmann gelang an der Guglia, am 27. August 1908 ein neuer Aufstieg - die Südwestverschneidung, welche heute oft als Fehrmannverschneidung bezeichnet wird. Was nicht ganz korrekt ist, denn Perry-Smith war hier durchgehend Seilerster.

Die Mitglieder des ADTV scheinen eher aus dem konservativ-bürgerlichen Milieu zu stammen, denn die im Logo abgebildeten Nationalfarben "Schwarz-Weiß-Rot" repräsentierten die 1919, mit Gründung der Weimarer Republik zu Ende gegangene Kaiserzeit.


25. August 2024

Hoher Torstein, F.D.K.R.-Weg, Foto: Otto Fleischmann, 1924
Hoher Torstein, F.D.K.R.-Weg, Foto: Otto Fleischmann, 1924

 

100 Jahre Naumannhangel

Erstbegangen wurde die Naumannhangel am 30. August 1924 durch die Seilschaft Erich Naumann, Kurt Franzke, Horst Rohleder und Wilhelm (Willy) Häntzschel. Der Fotograf Otto Fleischmann fertigte Aufnahmen von der Erstbegehung, welche er dann als Fotopostkarten verkaufte. Ein weiteres Bild dieser kleinen Serie wurde hier bereits am 29. August 2021 gezeigt.

Erich Naumann (1902–1969) trat als Erstbegeher in der Sächsischen Schweiz kaum in Erscheinung. Als ein weiterer Weg ist uns nur die Westverschneidung - ebenfalls am Hohen Torstein - heute bekannt. Daneben gelang ihm die Erstbesteigung der Drei Riesen im ostböhmischen Adrspach, sowie eine Erstbegehung am Neuberturm. Dieser, einer der größeren Gipfel in der Umgebung von Tyssa, ist allerdings 1981 umgestürzt.


Eine kurze Geschichte mit dem Titel "Möhren statt Kletterwege", über eine späte Begegnung mit Erich Naumann, findet sich im Büchlein "Versteckspiel im Gühnekamin", welches 1999 erschien und vom Kletterklub "Graue Hirsche" erarbeitet wurde.


18. August 2024

Großer Glasergrundturm, Strubichweg, Foto: Walter Hahn, 1916
Großer Glasergrundturm, Strubichweg, Foto: Walter Hahn, 1916

 

Luftiger Ausstieg

Dieses Foto ist zur Erstbegehung am 12. Juni 1916 entstanden und zeigt Emanuel Strubich am Ausstieg des bereits im Kletterführer von 1923 nach ihm benannten Weges. Auch der Sicherungsmann und Seilzweite Otto Jüngling ist auf dem Foto zu sehen. Walter Hahn fotografierte hier vom benachbarten Massiv.

Pfingsten 1916 verbrachte Strubich im Bielatal. Am Vortag, dem Pfingstsonntag, glückte ihm und Otto Jüngling die Erstbegehung der Kanzelturm-Südwand. Am 13. Juni erschloss Strubich mit Martin Pfitzer den ebenfalls seinen Namen tragenden Aufstieg am Pfingstturm. Dieser stand zunächst über Jahrzehnte als Süd- beziehungsweise Südostweg im Kletterführer.

Schaut man ins Gipfelbuch vom Totenkopf – so wird der Große Glasergrundturm heute im Kletterführer genannt – wird man feststellen, dass die Route gegenwärtig kaum geklettert wird. Was zum Teil an der von unten nicht eindeutig zuordenbaren Beschreibung des Aufstiegs in der Führerliteratur liegt. Zudem wurde der Schwierigkeitsgrad im Kletterführer von 1923 mit VI angegeben, in den Kletterführern ab dem Jahr 2000 wird der Strubichweg mit VIIa geführt. VIIb/E3 trifft es wohl besser, wobei dieser Grad nur im oberen Teil der Route dem Aspiranten abverlangt wird. Der Spreizschritt nach rechts um die Nordkante geht dann luftiger kaum. Zumindest nicht im Bielatal.


11. August 2024

Abzeichen, vermutlich 1920-er Jahre
Abzeichen, vermutlich 1920-er Jahre

 

Berg Frei – Berg Heil?

Über dieses Abzeichen konnte ich nichts in Erfahrung bringen, wahrscheinlich handelt es sich hier um ein Klubabzeichen aus den 1920-er Jahren. Zumindest gab es mehrere Kletterklubs, welche "Berg-Frei" im Namen hatten.

Um den Gipfelgruß "Berg Heil" oder "Berg Frei" führte man in der Vergangenheit reichlich ideologische Auseinandersetzungen. Der bürgerlich-konservative Alpenverein verwendete das "Berg Heil", die Naturfreunde und andere eher der Arbeiterklasse zugehörige Organisationen grüßten mit "Berg Frei". So war auch bei den verantwortlichen Funktionären in der DDR das "Berg Heil" nicht gern gehört. Dietrich Hasse schrieb rückblickend 1969 dazu: Der Brauch, die jahreserste Eintragung in Gipfelbüchern mit BERGHEIL oder BERGFREI zu beginnen, gestaltete sich zunehmend zu dramatischen Wettstreit. Die BERGHEIL lesen wollten, teilten kurzerhand alle wesentlichen Türme unter sich auf und standen in der Neujahrsnacht gegen 0 Uhr im Gipfelschnee von Falkenstein, Hohem Torstein, von Bloßstock, Rauschenstein, Fluchtwand, Goldstein, Hunskirche, Barbarine, Talwächter und wo immer es war.

Ich persönlich finde den Jahresersteneintrag der Pfälzer Kletterer mit "Fels Heil" auch für den heimischen Sandstein passender. Schließlich klettern wir in Sachsen ja ebenso wenig wie die Pfälzer auf Berge, sondern allenfalls auf Felsen. Den Zauberberg hier mal ausgenommen.


3. August 2024

Tillmann Walther im Krämerriss am Meurerturm, Foto: Helmut Schulze
Tillmann Walther im Krämerriss am Meurerturm, Foto: Helmut Schulze

 

100 Jahre Krämerriss

Südwestweg VIIa; anstr., ausges. Rudolf Krämer, E. Aßmann, A. Schulze und Gen., 3.8.24. – Links vom Vorblock in der Scharte zw. Meurerturm und Vorderem Torstein Hangelriß etwa 5 m hoch, dann links queren zu Rißfolge. Diese hoch zu Ring. Hier mit Unterstützung Riß hoch und anschließende Wand, links haltend, z. G.
(Aus: Rudolf Fehrmann, Der Bergsteiger im Sächsischen Felsengebirge, Nachtrag 1927)

Der heute als Krämerriss bezeichnete Aufstieg gehörte zu einer Reihe herausragender Erstbegehungen des Jahres 1924. Die da wären: Frienstein-Wießnerriss, Sieberturm-Talseite, Mönch-Nordverschneidung, Barbarine-Talseite und Hoher Torstein-Naumannhangel. Allerdings wurde der Bezug zum Erstbegeher im Routennamen bei den Aufstiegen erst in den Kletterführerausgaben späterer Jahrzehnte hergestellt. Der Wießnerriss stand zuerst als Südostriß im Führer, die Naumannhangel als Westverschneidung. Letztere bezeichneten die Kletterer auch als F.D.K.R.-Weg. Diesem Kletterklub gehörte der Erstbegeher Erich Naumann damals an.

Über den 1907 geborenen Rudolf Krämer ist relativ wenig bekannt. Der heute seinen Namen tragende Aufstieg am Meurerturm war seine einzige Erstbegehung in der Sächsischen Schweiz.


28. Juli 2024

Sanierungsarbeiten an der Barbarine, privates Foto von 1979
Sanierungsarbeiten an der Barbarine, privates Foto von 1979

 

Gewitter überm Pfaffenstein

Eine eiserne Gipfelstange zeugte vom kühnen Tun des Menschen, doch die Natur war immer noch mächtig. Wiederholte Blitzeinschläge in die Eisenstange führten zu Felszerstörungen im Bereich des Gipfelkopfes. Nachdem im Juli 1944 durch Blitzschlag eine Vertiefung in die Mitte des Gipfelkopfes geschlagen wurde, sammelte sich dort Wasser, welches bei Frost den Gipfelkopf auseinandertrieb. Die Arbeit des Gipfelbuchausschusses des Sächsischen Bergsteigerbundes, der sich auch um diese technischen Fragen kümmerte, war infolge der Kriegsereignisse stark eingeschränkt und existierte nach dem Vereinsverbot ab Mitte 1945 nicht mehr.
(Aus: Ralph Keiler, Der Pfaffenstein, Berg- und Naturverlag Rölke, Dresden 2004)

Erste Arbeiten zum Erhalt der Barbarine geschahen im Herbst 1946. 1964 war eine erneute Sanierung des Gipfelkopfes notwendig. Schließlich erfolgte im Frühjahr 1975 die Sperrung der Barbarine für den Klettersport. Eine weitere gründliche "Generalüberholung" der Pfaffendorfer Jungfer führten Bergsteiger 1979 durch. Dabei wurde der obere Gipfelkopf komplett untermauert und mehrere hundert Liter Chemikalien in diesen eingebracht.

Leider ist das Foto nicht beschriftet, aber nach einem Abgleich der verwendeten Ausrüstung mit anderen Fotos, dürfte es zu den Sanierungsarbeiten des Jahres 1979 entstanden sein.


21. Juli 2024

Seilschaft im Alten Weg an der Brosinnadel, Foto: Walter Hahn, 1919
Seilschaft im Alten Weg an der Brosinnadel, Foto: Walter Hahn, 1919

 

125 Jahre Brosinnadel

Heute auf den Tag genau vor 125 Jahren, also am 21. Juli 1899, wurde die Brosinnadel zum ersten Mal erstiegen. Und zwar von Friedrich Brosin, Heinrich Wenzel, Robert Püschner und Friedrich Gerbing. Wie der Name dieses Gipfels vor der Erstbesteigung lautete, konnte ich nicht recherchieren. Aber es wäre verwunderlich, wenn eine so markante Felsgestalt bis 1899 namenlos geblieben wäre.

Im Kletterführer von 1923, hier wurden erstmals die heute noch gebräuchlichen Schwierigkeitsgrade vergeben, ist der Aufstieg mit III bewertet. Später haben die Kletterführerautoren ihn mit IV eingestuft, heute lautet die Bewertung für eine freie Durchsteigung VI.

Auf dem Foto ist die Seilschaft Max Matthäus und Georg Penter zu sehen. Entstanden ist die Aufnahme am 21. September 1919. Die Szene ist allerdings gestellt, so wie Max Matthäus am Überhang steht, lässt sich diese Passage nicht klettern. Damals wie heute steigt man den Abschnitt in einem Rechtsbogen. Das belegen auch weitere Fotos Walter Hahns aus der an diesem Tag entstandenen Bildfolge.

Wichtige Jubiläen zur Kletterhistorie findet ihr übrigens im jährlich beim Dresdner Adam-Verlag erscheinenden Kalender "Klettern im Sächsischen Fels".


14. Juli 2024

Kletterer an der Bielascheibe, Foto: Herbert Seidel, 1988
Kletterer an der Bielascheibe, Foto: Herbert Seidel, 1988

 

Quackensammeln im Bielatal

Das Foto zeigt den Autor dieser Texte bei einer Begehung des Alten Weges auf die Bielascheibe am 21. Mai 1988. Offensichtlich wurde seinerzeit diese Kletterei nicht allzu ernst genommen, denn das Seil befindet sich an der Materialschlaufe und war nur zum Abseilen oder der Sicherung der Nachsteiger dabei.

Der Klettergurt stammt aus einer tschechischen Hinterhofproduktion, an den Füßen sind Fußballschuhe, ebenfalls aus der damaligen CSSR. Von diesen Schuhen wurden die Stollen abgeschnitten und eine fürs Klettern geeignete Gummisohle aufgeklebt. Zum Abseilen verwendeten wir damals ein Stück selbstgefertigtes halbrundes Aluminiumblech, welches auf einen Ruppberg-Karabiner geklappt wurde.

Ohne eigenes Auto war die An- und Abreise ins und aus dem Bielatal nicht ganz unkompliziert, es konnte durchaus vorkommen, dass wir den letzten Bus verpassten und nach dem Klettern in Richtung Königstein zur S-Bahn laufen mussten.

Damals gab es im Bielatal 239 offiziell zugelassene Klettergipfel. Heute sind es 249 Gipfel und die Bielascheibe gehört nach wie vor nicht zur ersten Garnitur.


7. Juli 2024

Max Hähnel, privates Foto, vermutlich 1970-er Jahre
Max Hähnel, privates Foto, vermutlich 1970-er Jahre

 

Kleiner Weinstein, Wilde Zinne, Hähnelspitze

Der Sebnitzer Kletterer Max Hähnel wurde am 14. August 1892 geboren. Schon als Kind und Jungendlicher begeisterte er sich für den Klettersport. Um 1906 stand er auf seinem ersten "richtigen" Gipfel, dem Großen Seehorn im Zschand.

Am 1. Juli 1910 meldete sich Max Hähnel beim Sebnitzer Kletterklub "Friensteiner" an, wo auch schon zwei Freunde von ihm Mitglied waren. Da ihm das Klettern nicht mehr neu war, waren ihm bald beachtliche Erfolge beschieden und er wurde neben Martin Tausche eine der treibenden Kräfte im Klub. Am 23. Oktober 1910 führte er seine Klubfreunde erstmals auf die "Jungfer" in den Schrammsteinen. Es war die 120. Besteigung dieses stolzen Felsens.
(Aus: 100 Jahre organisierter Klettersport in Sebnitz)

Max Hähnel war nicht nur der Erstbesteiger und Namensgeber der in den Affensteinen gelegenen Hähnelspitze, auch die Wilde Zinne und der im Böhmischen gelegene Kleine Weinstein gehen auf sein Konto. Letzterer, ein kleiner Gipfel von festester Gesteinsqualität, über dem Khaatal in der Nähe des pittoreskem Örtchens Wolfsberg gelegen, fand auch Aufnahme im Auswahlkletterführer "Böhmische Schweiz".


30. Juni 2024

Postkarte vom Kunstverlag Carl Döge, Dresden-N. 12, Helgolandstr. 19
Postkarte vom Kunstverlag Carl Döge, Dresden-N. 12, Helgolandstr. 19

 

Kletterer an der Hähnelspitze

Die Hähnelspitze, ein kleinerer Gipfel in den Affensteinen, etwas unterhalb der Carolaaussicht stehend, wurde am 12. März 1911 von Max Hähnel und Emil Hantzsch erstbestiegen. Gunter Seifert schreibt in "100 Jahre organisierter Klettersport in Sebnitz 1908–2008" zu der hier gezeigten Abbildung:

Das Foto zeigt die 3. oder 4. Besteigung des Gipfels am 28.05.1911 durch die "Friensteiner". Max Hähnel befindet sich auf dem Gipfel und trägt eine schwarze Kappe.

In der 2011 erschienenem Buch "100 Jahre Sächsischer Bergsteigerbund" ist die Aufnahme ebenfalls abgebildet. Die Bildunterschrift lautet diesmal: Max Hähnel und Gefährten bei der 3. Besteigung.

Wer genau hinschaut, wird erkennen, einer der Kletterer steht an der Nordwestkante, die ja eigentlich erst 1969 erstbegangen wurde. Vielleicht ist der Kletterer fürs Foto dort hin gequert, oder die Beschreibung des Alten Weges ist ein Übertragungsfehler und die Bergsteiger sind schon damals statt des heutigen Alten Weges über die weniger schwierige Nordwestkante zum Gipfel gestiegen? Im Kletterführer von 1965 findet sich folgender Text:

Aufstieg VIIa; Max Hähnel, E. Hantsch, 28.6.11 – Aus der Scharte links um die Kante u. schräge Wand z. G.

Diese Beschreibung würde auch - großzügig interpretiert - zur Nordwestkante passen.


23. Juni 2024

Kletterer an der Teufelsspitze, Ansichtskarte des Verlages Krille & Martin, vor 1913
Kletterer an der Teufelsspitze, Ansichtskarte des Verlages Krille & Martin, vor 1913

 

Frühe Versuche

Offiziell wurde die im Großen Bauerloch stehende Teufelsspitze erst 1953 von Harry Schöne (1932–1990) erstbestiegen, doch die hier zu sehende Ansichtskarte ist deutlich älter. Zudem zeigt sie Kletterer an der Westkante, deren erste "anerkannte" Begehung 1972 durch Joachim Lieback erfolgte.

Entstanden ist die Aufnahme vor 1913, denn der in Dresden beheimatete Verlag existierte unter den Namen "Krille & Martin" nur bis 1912 (siehe dazu Beitrag vom 18. September 2022).

Ob die Kletterer auf der abgebildeten Karte den Gipfel nicht erreichten, oder der Begehungsstil Anlass zur Kritik von Seiten der Bergsportobrigkeit bot, lässt sich heute kaum noch recherchieren. Auf alle Fälle wurde dieser Gipfel - so wie auch andere "Siebentausender", also beispielsweise Hauptdrilling oder Friensteinwächter - schon vor dem heute in Kletterführern aufgeführten "offiziellen" Erstbesteigungsdatum erobert.


16. Juni 2024

Kletterer am Alten Weg vom Weberschluchtkegel, Foto: Paul Kippe um 1915
Kletterer am Alten Weg vom Weberschluchtkegel, Foto: Paul Kippe um 1915

 

Im Großen Zschand

Das Foto zeigt eine unbekannte Seilschaft im Alten Weg am Weberschluchtkegel. Der Fotograf Paul Kippe hat vorwiegend seine Kameraden vom Kletterclub Wettersteiner 1905 abgelichtet. Aber so klein, wie die Kletterer hier abgebildet sind, lassen sich keine Personen zuordnen.

Heute wird der Alte Weg auf den Weberschluchtkegel - erstbegangen am 7. Juni 1908 von der Seilschaft Max Matthäus, Alfred Keppler, Paul Keppler, Albert Kunze, Reinhold Greter und Georg Penter - selten geklettert. Wesentlich größerer Beliebtheit erfreut sich die Südkante, die am 12. Mai 1912 von Paul Nakladal und Waldemar Pfeilschmidt erschlossen wurde und gegenwärtig mit dem Schwierigkeitsgrad V bewertet ist.

In der jüngeren Vergangenheit war der Wanderweg durch die Weberschlüchte auf Grund von durch Windwurf umgestürzter und zuvor durch Borkenkäferbefall zum absterben gebrachter Fichten zugefallen und dadurch kaum noch passierbar. Die Nationalparkverwaltung hat mittlerweile das Fichtenmikado beseitigt, sodass die Gipfel entlang der Weberschlüchte wieder besser erreichbar sind.


9. Juni 2024

Aschenbecher des K.V. Teufelstürmer 16 von 1936
Aschenbecher des K.V. Teufelstürmer 16 von 1936

 

Raucherklub

Die Zeiten in denen unsere Jüngsten im Kindergarten ihren Vatis einen Aschenbecher töpferten, gehören zum Glück der Vergangenheit an. Entsprechend skurril wirkt heute dieser Aschenbecher, den sich die Teufelstürmer - immerhin eine Gemeinschaft von Sportlern - zum 20-jährigen Klubjubiläum gönnten. Vermutlich gab es im Umfeld des Klubs einen Porzellanmaler, denn es gibt noch weitere bemalte Gefäße mit den Klubinitialen.

Gegründet wurde der Klub im März 1916. Den Teufelsturm wählte man als Klubgipfel, da dieser noch "frei" war, also noch kein anderer Kletterverein den Teufelsturm als Klubgipfel für sich beanspruchte.

Erstbestiegen hat den nach allen Seiten abweisenden Turm am 9. September 1906 die Seilschaft Oliver Perry-Smith, Walter Hünig, Arthur Hoyer und Rudolf Fehrmann, Der Gipfel zählt auch gegenwärtig noch zu den Bollwerken, also den schwer zu ersteigenden Felsen der Sächsischen Schweiz. Im Kletterführer von 1908 stand dazu:

Die Besteigung des Teufelsturms gilt für die schwerste Kletterei der Sächsischen Schweiz; der Turm ist bisher nur dreimal erstiegen worden. Am Schluss des Buches findet sich unter "Berichtigungen" noch ein Nachtrag: Der Teufelsturm wurde zum vierten Male erstiegen am 8. Juni 1908.


2. Juni 2024

Werbezettel für den Familienabend der DÖAV-Sektion Aue, 1921
Werbezettel für den Familienabend der DÖAV-Sektion Aue, 1921

 

Ein Tänzchen zur Hebung der Geselligkeit

Die Sektion Aue des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins war eine von über 30 sächsischen Alpenvereinssektionen, welche bis zum Verbot des Vereins im Jahr 1945 existierten. Gegründet wurde die Sektion am 8. Dezember 1907, zu diesem Zeitpunkt zählte sie 27 Mitglieder.

Offensichtlich riskierten die Mitglieder der Sektion nicht nur "ein Tänzchen zur Hebung der Geselligkeit", sondern es waren auch aktive Kletterer unter ihnen. Denn ab Mitte der 1920-er Jahre unterhielt die Sektion die Teufelsteiner Hütte im Steinbachtal bei Erlabrunn. Die Felsen rund um den bei Johanngeorgenstadt gelegenen Teufelstein sind heute ein beliebtes Klettergebiet im Erzgebirge. Vermutlich führten die Mitglieder der Sektion Aue, gemeinsam mit Zwickauer Bergsteigern, an diesen Wänden und am Gipfel des Teufelsteins um 1920 erste Kletterein durch. Später - zum Beginn der 1940-er Jahre - ist innerhalb der Sektion sogar eine Bergsteigergruppe namens "Teufelsteiner" bekannt.


26. Mai 2024

Kletterer am Schrammtorwächter, privates Foto von 1908
Kletterer am Schrammtorwächter, privates Foto von 1908

 

Voller Einsatz des Knies

Mit Poststempel vom 24.10.1908 schickte Ernst Wolff diese Fotopostkarte an Wilhelm Leist nach Chemnitz, der dort als Einjährig-Freiwilliger bei der Infanterie diente. Auf der Vorderseite der Karte, unter dem Foto vermerkte Wolff:

Schrammtorwächter!
Schwere Arbeit.
Oben ist meine Wenigkeit!

Das Gipfelbuch vom Schrammtorwächter aus jenen Jahren ist erhalten, doch einzelne Einträge sind unlesbar oder nicht vollständig erkennbar. So gelang beispielsweise im September 1908 einer Seilschaft vom Kletterverein Empor 07, deren Namen im Gipfelbucheintrag kaum sichtbar sind, die 64. Besteigung des Schrammtorwächters. Diesem Klub gehörte Ernst Wolff damals an, bevor er zu den Totensteinern wechselte und deren Vorsitzender wurde.

Ob die missbräuchliche Verwendung des Knies – wie auf dem Foto sichtbar – seinerzeit schon ein Verstoß gegen die sächsische Kletterethik war, der mit Bier kompensiert werden konnte?


19. Mai 2024

Blatt vom Rechnungsblock des Hotels Skalni mesto, Adrspach
Blatt vom Rechnungsblock des Hotels Skalni mesto, Adrspach

 

Das Leben ist Veränderung

Im Kellergewölbe des Hotel- und Gaststättenkomplexes am Touristeneingang zur Adrspacher Felsenstadt wurde dem hungrigen und teils auch arg durstigen Klettervolk über Jahrzehnte das Abendbrot, aber vor allem das Feierabendbier (Plural) serviert.

In den 1980-er Jahren – am Wochenende des Internationalen Bergfilmfestivals – hatte der "Bierkeller" gar durchgehend geöffnet. Damals fand das Bergfilmfestival noch im September statt, der seinerzeit oft ziemlich verregnet war. Die Gäste, welche dann im Morgengrauen ins Freie wankten, waren aber für den Tag sowieso nicht mehr zum Klettern geeignet.

Mit der deutlichen Zunahme des Tagestourismus wurden die Kletterer als Kundschaft wohl uninteressant, so ist das Tonnengewölbe des Hotels schon etliche Jahre nicht mehr der "kulturelle Mittelpunkt" der Adrspacher Kletterszene. Dafür sind im Ort neue gastronomische Angebote entstanden.


12. Mai 2024

Klubabzeichen der Freien Dresdner Kletter-Riege
Klubabzeichen der Freien Dresdner Kletter-Riege

 

Bergsteigen im Zeichen der Brosinnadel

Die Brosinnadel ist der Klubgipfel der Freien Dresdner Kletter-Riege, die im Juli 1912 von etwa 16 Bergsteigern gegründet wurde. Eine Besteigung des am 21. Juli 1899 von der Seilschaft Friedrich Brosin, Heinrich Wenzel, Robert Püschner und Friedrich Gerbing eroberten mächtigen Affensteingipfels ist Voraussetzung für eine Aufnahme in den Klub. Der ohne Unterstützung gekletterte Alten Weg wurde vor dem Erscheinen des Kletterführers von 2002 mit dem Schwierigkeitsgrad IV bewertet und in diesem auf V hochgestuft. Heute dürfen sich die Kletterer sogar eine VI ins Bergfahrtenbuch schreiben.

Eine weiterere Erstbegehung gelang am 20. Oktober 1907 Arymund Fehmann und Paul Deudicke mit dem Ostweg. In der Kletterführerausgabe von 2018 wurde der Familienname des Seilzweiten in "Deuticke" geändert.

Am 13. Juni 1920 erschloss Ehrhardt Renger mit der später nach ihm benannten "Rengerkante" einen dritten Aufstieg auf die Brosinnadel.

Heute finden sich 28 Routen und Varianten an der Brosinnadel. Aus einer Reihe herausragender Erstbegehungen sollen hier der Talweg (IXa) – eine Erstbegehung von Bernd Arnold aus dem Jahr 1979 – und die Route Ikarus (Xc) erwähnt werden.


5. Mai 2024

Stubai-HMS Karabiner aus den 1980-er Jahren
Stubai-HMS Karabiner aus den 1980-er Jahren

 

Halbmastwurfsicherung

In den 1980-er Jahren war die Halbmastwurfsicherung die Sicherungsmethode der Wahl. Allerdings gab es in der DDR keine entsprechenden Karabiner zu kaufen. Wer "kapitalistische" Verwandtschaft hatte oder eine Oma, die als Rentnerin in den Westen reisen durfte, ließ sich einen solchen Karabiner mitbringen, beziehungsweise schicken. Natürlich gab es verschiedene Hersteller, aber der von der Firma "Stubai" produzierte Karabiner, war eigentlich jener mit der weitesten Verbreitung im heimischen Sandstein. Die Bruchlast dieses Karabiners betrug 2200 (KN). Angaben zu einer Festigkeit bei Querbelastung und offenem Schnapper sind damals noch nicht erforderlich gewesen.

Im Salewa-Katalog von 1984 wurde der hier fotografierte HMS-Karabiner für 21,60 DM verkauft. 1988 war der gleiche Karabiner dann etwas preiswerter, man musste nur noch 18,00 Deutsche Mark für ihn bezahlen.


28. April 2024

Seilschaft an der Ostkante des Schiefen Turms
Seilschaft an der Ostkante des Schiefen Turms

 

Aus Ollies Fotokästchen

 

Das Foto stammt aus dem Nachlass von Oliver Perry-Smith und ist leider nicht beschriftet. Vielleicht wurde es bei der Erstbegehung der Ostkante fotografiert? Dann hätte einer der beiden auf der Aufnahme zu sehenden Nachsteiger vor dem Weiterweg kapituliert und den Rückzug angetreten, denn im Kletterführer finden sich nur zwei Namen bei den Erstbegeherdaten zur Ostkante.

 

Dazu steht im Kletterführer von

Rudolf Fehrmann, Der Bergsteiger in der Sächsischen Schweiz, 1908:

 

b) Ueber die Ostkante. Ausserordentlich schwierig; noch schwerer wie Weg a. Erste Begehung: Oliver Perry-Smith, Walter Hünig am 1. Juli 1906. – Einstieg an der Ostkante, gegenüber dem Chinesischen Turm bei einer Birke. Hier einige Meter gerade empor zu einem abgedachten Absatz. Nun an der Ostkante (etwas nach links haltend), zuletzt mit Benutzung eines kleinen Risses, auf einen Absatz. Weiter zu einem gerade darüber liegendem Absatz gerade hinauf (hier ein Sicherungsring). Den darüber befindlichen Ueberhang mit Unterstützung überwinden und hinauf zu einem schräg nach rechts emporziehenden, seichten, rinnenartigen Einschnitt, dem man bis zu seinem Ende folgt. Dann gerade an der Kante zum Gipfel empor.


21. April 2024

Klebemarke des Kl. V. Domspitzler, um 1915
Klebemarke des Kl. V. Domspitzler, um 1915

 

Zur Zierde der Gipfelbücher

Dem Personen- und Klublexikon des SBB ist zu entnehmen, dass der Kletterverein Domspitzler am 21. Juli 1910 im Restaurant Grenadierburg in Sebnitz gegründet wurde. Zwei Jahre später erfolgte dann die Erstbesteigung der in den Affensteinen gelegenen Domspitze in geteilter Führung durch Erich Kaul und Paul Kriedel. Einer der Nachsteiger der Seilschaft war Erich Wustmann, der aber nicht mit dem bekannten Schandauer Reiseschriftsteller identisch ist.

In den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts erfreuten sich Klebemarken einzelner Kletterklubs einer gewissen Beliebtheit. Sie wurden nicht nur auf Ansichtskarten geklebt, sondern dienten auch häufig der Verzierung von Gipfelbucheinträgen. Meist waren es gedruckte Marken, teils mit Prägung. Einzelne Marken wurden auch von Hand gezeichnet.

Die hier gezeigte Marke klebt auf einer Fotopostkarte, welche am 10. Juni 1915 von Sebnitz nach Weifa bei Steinigtwolmsdorf versendet wurde und einen Kletterer beim Abseilen vom Bergfried zeigt.


14. April 2024

Königskiefer im Brand, Fotopostkarte
Königskiefer im Brand, Fotopostkarte

 

Die Königin unter den Kiefern

Sie galt als der berühmteste Baum der Sächsischen Schweiz, die Königskiefer im Brand. Mindestens 400 Jahre alt und über 14 Meter hoch soll der Baum gewesen sein, bevor er um das Jahr 1925 dürr wurde. 1947 ist er dann durch einen Sturm umgefallen. Die Kiefer stand auf einem Felsriff zwischen dem Mittleren und Niederen Saugrund. Zu ihr führte ein touristisch ausgebauter Weg, Teile dessen werden heute als Kletterzustiegspfad zu den bergseitigen Aufstiegen der Gipfel Schwarzwildturm und Saugrundwächter genutzt.

Der Baum war auch Namensgeber des 1910 gegründeten Naturschutzgebietes "Königskiefer-Begangsteig". Dieses soll das erste Naturschutzgebiet Sachsens gewesen sein.

An verschiedenen Stellen wird behauptet, von der Königskiefer seien nur vier Fotografien bekannt geworden. Die Aussage kann so nicht stimmen, denn in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts waren Fotoapparate schon lange kein Hexenwerk mehr und das Pfostenhorn, so nannte man das Felsriff auf dem die Königskiefer stand, ein beliebtes Ausflugsziel. Beispielsweise war sie auf dem Titelblatt des Septemberheftes 1928 der Monatsschrift "Über Berg und Tal" des Gebirgsvereins für die Sächsische Schweiz abgebildet. Auch im Bestand der Deutschen Fotothek befinden sich mehr als vier verschiedene Aufnahmen der Königskiefer.


7. April 2024

Ansichtskarte vom Alten Weg am Bergfried von 1963
Ansichtskarte vom Alten Weg am Bergfried von 1963

 

Zwischen Brocken und Oybin

Die Ansichtskarte stammt aus dem Kalender "Zwischen Brocken und Oybin 1964" des Verlages VEB Bild und Heimat, Reichenbach i. V. Der Fotograf dieser Aufnahme war Günther Schwerin aus Wittgensdorf.

Am 3. Februar 1902 von der Seilschaft Oskar Pusch, Gustav Kuhfahl und Karl Deninger erstbestiegen, gehört der in den Affensteinen gelegene Bergfried zu den bedeutendsten Gipfeln der Sächsischen Schweiz. Zumindest sind die Autoren des SBB-Führers dieser Meinung, denn in deren Kletterführer ist der Gipfelname in Großbuchstaben gedruckt.

Optisch sieht der mit dem Schwierigkeitsgrad III bewertete Kamin des Alten Weges anspruchsvoll aus. Wer ihn klettert wird jedoch reichlich Struktur zur Aufwärtsbewegung finden und auch die eine oder andere Schlingenstelle.

Banden sich unsere Altvorderen noch das Seil um den Bauch, war in den 1960-er Jahren die Brusteinbinde das Maß der Dinge, der Knoten befand sich zu dieser Zeit noch auf dem Rücken. In späteren Jahren wanderte die Einbindung dann nach vorn, bevor Brust- und Hüftgurte zum Einsatz kamen.


31. März 2024

Johanniswachtaussicht im Bielatal, Foto: Walter Wetzel, 1927
Johanniswachtaussicht im Bielatal, Foto: Walter Wetzel, 1927

 

Wanderung im Bielatal

Der Fotograf Walter Wetzel hat dieses Foto beschriftet, demnach ist das Bild am 15. Mai 1927 auf der Johanniswachtaussicht entstanden. Heute kann man dank der Internetrecherche schnell herausfinden, dass der 15. Mai 1927 ein Sonntag war.

Durch seinen Beruf als Drogist hatte Wetzel Zugang zur Fotografie, denn Laborarbeiten, wie das Entwickeln von Filmen und Erstellen von Fotoabzügen, gehörten damals zum Berufsbild des Drogisten. In der DDR führten die Mitarbeiter einiger Drogerien derartige Fotoarbeiten noch in den 1980-er Jahren aus. Häufiger trifft man In Archiven und Sammlungen zur Bergsportgeschichte auf Fotopostkarten von Walter Wetzel. Ob er diese als Ansichtskarten für den Einzelhandel gefertigt hat, oder nur in seinem Freundeskreis verteilte, konnte ich bisher nicht ermitteln.

Viele der Fotos von Walter Wetzel tragen den Stempel "Orig.-Aufnahme" v. Walter Wetzel Dresden-A. 16, Arnoldstraße 4". Auf einigen von ihm persönlich zum Beginn der 1930-er Jahre geschriebenen Karten hat er aber die Anschrift durchgestrichen und diese durch "Brießnitz, Borngraben 36" ersetzt.


24. März 2024

AV-Mitgliedskarte von Rudolf Baumgart, um 1940
AV-Mitgliedskarte von Rudolf Baumgart, um 1940

 

Schwefelbruder

Rudolf Baumgart gehörte zu den acht Gründungsmitgliedern der Touristenvereinigung Schwefelbrüder, welche sich am 18. Juli 1909 in Dresden-Plauen im Restaurant Kochert konstituierte.

In der Festschrift zum 70-jährigen Jubiläum der Schwefelbrüder ist zu lesen:

Als Vorsitzender der Vereinigung wurde Walter Schmidt gewählt. Natürlich mußte auch ein Kassierer sein, also wurde einer gewählt. Alle einigten sich auf Rudolf Baumgart. Er hat dieses Amt selbstverständlich übernommen und 65 Jahre bis 1974 treu und brav zum Wohle der Vereinigung ausgeübt!

Zum Erscheinen der Festschrift im Jahr 1979 war Rudolf Baumgart das einzige noch verbliebene Gründungsmitglied im Klub. Der 1893 geborene Baumgart verstarb im Jahr 1987.

Die Alpenvereins-Mitgliedskarte "Zweig Sächsischer Bergsteigerbund" von Baumgarts Ehefrau Elsa wurde hier bereits im Beitrag vom 10. Juli 2022 gezeigt.


17. März 2024

 Liederklänge zum Bergabend der KVR, 1936
Liederklänge zum Bergabend der KVR, 1936

 

Choreografie eines Bergabends

Am 14. November 1936 feierte die Klettrervereinigung Rohnspitzler einen Bergabend im Gasthaus auf dem Kleinen Bärenstein. Auf drei mit Schreibmaschine getippten A4-Seiten finden sich nicht nur Liedtexte, sondern auch eine Choreografie, wer wann zu singen hat und ob einzelne Liedpassagen stehend vorzutragen sind.

Die Strophe

Brüder laßt uns fröhlich singen,
stimmt ein mit lautem Schall.
laßt vom Bärenstein klingen,
weck der Felsen Wiederhall.

wurde wohl eigens für diesen Ort kompomiert.

Überhaupt war das Berggasthaus auf dem Kleinen Bärenstein unter Kletterern sehr beliebt. Etliche Kletterklubs feierten hier im Laufe der Jahrzehnte Stiftungsfeste oder Bergabende. Zum Beginn des Zweiten Weltkriegs sperrte man das Gasthaus baupolizeilich. Nach dem Kriegsende 1945 wurde das Gebäude illegal abgerissen und als Baumaterial für Häuser von Neusiedlern verwendet.


10. März 2024

Kletterer am Kleinen Prebischkegel, Foto: Paul Kippe um 1910
Kletterer am Kleinen Prebischkegel, Foto: Paul Kippe um 1910

 

Unter touristischer Beobachtung

Einen Tag nach der Erstbesteigung der Barbarine standen Rudolf Fehrmann und Oliver Perry-Smith auf dem Prebischkegel und sicherten sich damit dessen zweite Besteigung. Wiederum eine Woche später, am 27. September 1905 gelang dieser Seilschaft – ergänzt durch Hanns Schueller – die Erstbegehung vom Nordweg am selben Gipfel.

Möglicherweise wurde das hier gezeigte Foto am 14. November 1909 aufgenommen. Denn an diesem Tag kletterte die Seilschaft Curt Oehmichen, Heinrich Irmischer, Hans Großer, Paul Kippe und die Brüder Karl und Kurt Ullrich über eine neue Variante zum Nordweg auf den Prebischkegel.

Gegenwärtig ist der Kleine Prebischkegel einer der wenigen Gipfel im Prebischtorgebiet an dem man uneingeschränkt klettern kann. Denn da er unmittelbar neben dem vielbegangenen Aufstieg zum Prebischtor steht, ist er im Frühjahr aus Artenschutzgründen nicht gesperrt. Anders als die meisten anderen Gipfel dieses Gebietes, ist er zudem vom großen Waldbrand des Jahres 2022 und den damit einhergehenden Wegsperrungen nicht betroffen. Weitere Informationen zum Klettern rund ums Prebischtor findet ihr in dem Ende 2023 erschienenen Auswahlführer Böhmische Schweiz.


3. März 2024

Balzender Auerhahn in den Affensteinen, Foto: Rudolf Kobach
Balzender Auerhahn in den Affensteinen, Foto: Rudolf Kobach

 

Kampfeslustiger Hahn

Heute ist das Auerwild im Elbsandsteingebirge längst ausgestorben. Um die 1960-er Jahre gab es im Affensteingebiet einen Auerhahn, der sich wohl mangels sozialer Kontakte zu Artverwandten Wanderern und Kletterern gegenüber verhaltensauffällig verhielt. Grundsätzlich sind Angriffe auf Menschen bei Auerhähnen kein gänzlich unnormales Verhalten, denn während der Balz hat der eigentlich sehr scheue Vogel einen um das Hundertfache erhöhten Testosteronspiegel im Vergleich zu seinem Normalwert.


So eine Auseinandersetzung bekamen schon Friedrich Meurer und Oscar Schuster zu spüren, als sie am 30. März 1894 im Großen Zschand unterwegs waren.

Als wir den Felszacken passierten, fliegt der Auerhahn wütend auf uns zu und attackiert uns, weshalb wir uns unter den Ueberhang flüchten mußten, um seinen Versuchen, uns ins Gesicht zu hacken, zu entgehen. Das Schlagen mit unseren Stöcken machte ihn nur noch wütender, so daß wir mit Steinwürfen versuchen mußten, ihn loszuwerden.

Der Gipfel an dem sich dieses Aufeinandertreffen ereignete wird seitdem Kampfturm genannt und der kleine nordöstlich vorgelagerte Kletterblock bekam später den Namen "Auerhahn".


25. Februar 2024

Einladung zum Stiftungsfest der Bergler-Gilde-Königstein, 1938
Einladung zum Stiftungsfest der Bergler-Gilde-Königstein, 1938

 

Affenjagd in Rathen

Die Bergler-Gilde-Königstein (BGK) wurde 1934 gegründet. Zu den Mitgliedern gehörten laut der Festschrift von 1938: Willy Eidner, Walter Goll, Helmut Großer, Arthur Heinrich, Felix Klahre, Gerhard Liebner, Kurt Nitzschmann, Arnold Otto, Robert Pautzsch, Herbert Thierbach, Erich Wauer, Alexander Weyhmann und Albert Haude, dessen Einladung zum Stiftungsfest hier zu sehen ist.

Albert Haude erlangte traurige Berühmtheit durch die 1000. Besteigung der Barbarine. Kurt Nitzschmann und dessen Freundeskreis wollte sich diese Jubiläumsbesteigung sichern. Am 8. September 1921 sollten die acht noch ausstehenden Besteigungen geklettert werden. Allerdings riss nach der 999. Besteigung das Hanfseil beim Abseilen und Ernst Strobel verunglückte tödlich. Arthur Nittel und Kurt Nitzschmann saßen ohne Seil auf dem Gipfel fest. Sie wurden von Albert Haude gerettet, der allein zum Gipfel stieg. Der Eintrag zur 1000. Besteigung wurde dann von Kurt Nitzschmann im Gipfelbuch dokumentiert.


18. Februar 2024

Kletterer am Ottostein, Ansichtskarte um 1910
Kletterer am Ottostein, Ansichtskarte um 1910

 

Jugendstil

Die Ostkante, eine der beliebtesten Kletterein an den Gipfeln rund um den Daxenstein, wurde laut Kletterführer am 18. Mai 1924 von Walter Sobe erstbegangen. Diese Daten tauchen erstmals im Kletterführer von 1984 auf, im Führer von 1981 war der Erstbegeher noch unbekannt. Auf der Karte sieht man eine Seilschaft in genau jener Ostkante klettern. Meiner Meinung dürfte diese Karte, die leider keine Verlagssignatur enthält und auch nicht postalisch gelaufen ist, aber eher aus dem ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts stammen. Denn für den Schriftzug "Sächs. Schweiz" hat der Herausgeber eine Schriftart gewählt, die dem "Jugendstil" zuzurechnen ist und die Mitte der 1920-er Jahre eigentlich nicht mehr gebräuchlich war.

Sowohl die Ostkante und der benachbarte "Neue Südostweg" gehören zu den häufig gekletterten Aufstiegen am Ottostein. Allerdings benutzen beide Routen bei genauer Betrachtung den selben Korridor. Die Griffe, welche man an der Ostkante für links nimmt, hat man im Neuen Südostweg in der rechten Hand. Vermutlich wollten die Kletterführerautoren möglichst viele Routen in ihrem Werk stehen haben, so fanden beide Wege Aufnahme.

Noch etwas ist auffällig. Im Kletterführer von 1984 verlief der Neue Südostweg links vom Südostweg, ab 1991 rechts von diesem.


11. Februar 2024

Bergsteigerfeier, Foto: Walter Hahn, um 1960
Bergsteigerfeier, Foto: Walter Hahn, um 1960

 

Alte Bergsteiger

Genauere Angaben zu diesem Foto fehlen mir leider. Es soll sich hier um eine Zusammenkunft älterer Kletterer am Haus von Albert Kunze in Kleinhennersdorf handeln. Dieser ist vermutlich der betagtere Herr im schwarzen Jacket, in der rechten Gruppe stehend. Eine weitere Person lässt sich identifizieren: Arthur Hoyer steht - auffallend "leger" gekleidet - unmittelbar links der Säule.

Albert Kunze (1879–1965) erlangte in der sächsischen Kletterszene Ruhm durch seine am 7. Juni 1903 erfolgte Erstbesteigung vom Gipfel "Lokomotive-Esse", was heute als die Geburtsstunde der Wandkletterei im Elbsandsteingebirge betrachtet wird. Der Überfall von der Pfeife zur Esse wird seitdem auch "Kunzeschritt" genannt. Dem Vorangegangen war allerdings eine Besteigung, der von der kletternden Gemeinschaft die Anerkennung versagt wurde.

Kunze schrieb darüber in den Mitteilungen des Sächsischen Bergsteigerbundes e. V. vom November 1919: Perry-Smith entwickelte eine fabelhafte Geschicklichkeit im Kugelwerfen, seine Vorfahren müssen Büffeljäger gewesen sein. In mächtigem Schwunge ließ er an einem Bindfaden die Eisenkugel über seinen Kopf kreisen, und dann "huih" pfiff sie über die Esse.

 

Ergänzung (März 2024): Matthias Krell, seines Zeichens Vorsitzender der AG Sächsische Bergsteigergeschichte, konnte genaue Informationen zum Foto liefern: Entstanden ist das Foto am 9. September 1959, hier wird der 80. Geburtstag von Albert Kunze gefeiert.

 

Auf dem Foto sind folgende Personen zu sehen (von links nach rechts): Gertrud Hahn (Walter Hahns Ehefrau), Bertha Hoyer (verdeckt), Walter Hünig (verdeckt), Franz Goldberger, Curt "Mampe" Riedel, Arthur Hoyer, Hertha Kunze, Erika Kunze (Ehefrau von Albert Kunze), Herbert Kunze, Albert Kunze, Gerhard Schubert, Emil Kolb und Hans Hofmann.

 


4. Februar 2024

Werbeplakat Trachtenfest, Sektion Dresden, 1913
Werbeplakat Trachtenfest, Sektion Dresden, 1913

 

Kriegerisches Trachtenfest

Jedes der meist Anfang Februar stattfindenden Trachtenfeste der Alpenvereinssektion Dresden stand unter einem anderen Motto. "Grüss Gott zum Markt im Pustertal" war auf dem Plakat von 1905 zu lesen. 1910 feierte man die Sonnenwende am 4. Februar und 1912 wurde eine "Hochzeit in die Berg'." veranstaltet.

Zum Trachtenfest 1913 lautete das Motto dann "Ein Manöverrasttag in Tyrol". Ob Europa damals schon in Kriegsstimmung war, beziehungsweise man den Krieg ahnte? Im Sommer 1914 war der Erste Weltkrieg Realität, ab 1915 mit einer Gebirgsfront durch Tirol und die Dolomiten. Als Kriegsfolge wurde Tirol geteilt, der Süden gehörte fortan zum italienischen Staat. Dadurch verlor auch die Sektion Dresden vier ihrer fünf Alpenhütten. Konkret war das die Zufallhütte im Ortlergebiet, die Franz-Schlüter-Hütte im Villnößtal (Dolomiten) und die ebenfalls in den Dolomiten, genauer gesagt in der Palagruppe gelegene Pravitalehütte, sowie die in der selben Gebirgsgruppe befindliche Canalihütte. Nur die in den Stubaier Alpen stehende Dresdner Hütte blieb der Sektion erhalten.

Die Schreibweise von "Tyrol" - einem Ypsilon mit zwei Pünktchen darüber - ist heute nicht mehr gebräuchlich und der Buchstabe in dieser Form fast in Vergessenheit geraten. 


28. Januar 2024

Abzeichen "Junger Bergsteiger der DDR", Ausführung von 1975
Abzeichen "Junger Bergsteiger der DDR", Ausführung von 1975

 

Junger Bergsteiger

Ab 1975 wird das beliebte Abzeichen "Junger Bergsteiger" in einer neuen Ausführung verliehen. Aus diesem Anlaß veröffentlichen wir nochmals die Bedingungen des Abzeichens:

Altersgruppe 1 (bis 12 Jahre): Besteigung von 15 verschiedenen Kletterfelsen innerhalb eines Jahres.

Altersgruppe 2 (12–14 Jahre): Besteigung von 20 verschiedenen Kletterfelsen innerhalb eines Jahres, bei Jungen dabei mindestens 5 Wege des Schwierigkeitsgrades III.

Altersgruppe 3 (14–16 Jahre): Besteigung von 30 verschiedenen Kletterfelsen innerhalb eines Jahres, davon mindestens 10 Wege des Schwierigkeitsgrades IV bei Jungen, bzw. III bei Mädchen.
...


Das Abzeichen kann jährlich neu erworben werden. Bei viermaliger Erfüllung der Bedingungen erhält der Sportler das Bergsteigerabzeichen in Bronze.
Für die neue Ausführung des Abzeichens wird ein Betrag von 0,50 M und 0,20 M Porto erhoben, der der Bewerberkarte (in Briefmarken) beizufügen ist.
ZFK Felsklettern

aus: Der Tourist, Heft 8/75


21. Januar 2024

Fotopostkarte von Walter Hahn um 1915
Fotopostkarte von Walter Hahn um 1915

 

 

Bergsteigerhumor

Das hier gezeigte Foto wurde als Feldpostkarte im Mai 1915 versendet. Empfänger war Karl Lotzmann, Gründungsmitglied des T. C. Frankensteiner 1910, Absender seine Clubkameraden. Lotzmann war zu dieser Zeit als Sanitätssoldat im Westen eingesetzt.

Ein weiteres Mal findet sich dieses Foto mit der Bildunterschrift "Der Bergtod" im Buch "Bergsteigen in Sachsen", welches 1936 zum 25-jährigen Jubiläum des Sächsischen Bergsteigerbundes erschienen ist.

Nicht nur von Walter Hahn, auch von Rudolf Kobach sind verschiedene Aufnahmen zum Thema "Bergsteigerhumor" bekannt. Private lustige Fotos einzelner Kletterklubs seien hier natürlich auch erwähnt – wovon einige ebenfalls im oben genannten Buch abgebildet sind.


Ergänzung (März 2024): Bei den beiden auf dem Foto zu sehenden Personen handelt es sich um Hans Geiger und Walter Hahn.


14. Januar 2024

Kletterer an der Großen Herkulessäule, Foto: Alfred Hering um 1935
Kletterer an der Großen Herkulessäule, Foto: Alfred Hering um 1935

 

Heimat in Schwarzweiß

Alfred Hering (1891–1966) war ein weiterer Fotograf, der Ansichtskarten mit Motiven aus der Sächsischen Schweiz und dem Osterzgebirge produzierte. "Lichtbildverlag A. Hering, Königstein" ist auf den Kartenrückseiten zu lesen. Handabgezogene Fotopostkarten der Firma "Foto-Hering, Königstein" gab es noch bis zum Ende der 1980-er Jahre an verschiedenen Stellen in der Sächsischen Schweiz zum Preis von 25 Pfennigen zu kaufen. Der Verlag, ab 1963 vom Sohn Theodor Hering geführt, existierte von 1922 bis 1989.

Neben unzähligen Landschaftsfotos fanden sich nur einige wenige Karten mit Klettermotiven darunter. Alfred Hering scheint also keine direkte Beziehung zum Felsklettern gehabt zu haben, die Fotos sind vermutlich nur zufällig entstanden. Allerdings waren Hering und seine Ehefrau Hilde Mitglieder in der Alpenvereinssektion Dresden. Im Jahresbericht für die Kalenderjahre von 1922–1924 wird die Villa Diana in Gohrisch als Wohnanschrift des Ehepaares genannt.

Von der in den Stubaier Alpen gelegenen und der Sektion Dresden gehörenden "Dresdner Hütte" gibt es eine Reihe von Postkarten, welche Alfred Hering fotografiert und hergestellt hat. Wie Hüttenstempel belegen, wurden diese Karten über Jahre vor Ort verkauft.


7. Januar 2024

Jungfer-Ostkante, Fotopostkarte von Lothar Wetzel
Jungfer-Ostkante, Fotopostkarte von Lothar Wetzel

 

(K)eine Modetour

Nordostkante VII; Strubich, A. Sieber, K. Eisold, 26. 5. 18. – Von W kurzer Kamin zur Scharte. Nach links ansteigend zur Kante. Diese hinauf, oben nach links über auffallenden Zacken u. gerade z. G.
aus: Rudolf Fehrmann, Der Bergsteiger im Sächsischen Felsengebirge, 1923

Fotos von der Ostkante an der Jungfer finden sich relativ häufig in den Beständen früher Kletterfotografen. Von Walter Hahn gibt es davon Ansichtskarten, ebenso von Otto Fleischmann, wie auch die hier abgebildete Karte von Lothar Wetzel. Die Ostkante scheint wohl damals geradewegs eine Modetour gewesen zu sein - im Vergleich zur Gegenwart, da zählt sie zu den eher selten begangenen Klassikern.

Über den Fotografen dieser Aufnahme Lothar Wetzel scheint wenig bekannt zu sein. Im 2022 erschienenen und von Matthias Krell erarbeiteten Buch über Emanuel Strubich finden sich erstmalig biografische Angaben zu seiner Person. Bekannt ist Wetzel durch eine Vielzahl von Fotopostkarten der Sächsischen Schweiz. Meist sind es Landschaftsbilder, aber es sind auch interessante Kletterfotos darunter, wie vom Hauptdrilling oder dem Bloßstock.